Senioren am Steuer - Tragischer Unfall eines 84-Jährigen sorgt für Debatte über Altersprüfung von Führerscheininhabern Mittelweg für eine Überprüfung finden

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Eine traurige Meldung erschüttert die Welt. Ein sehr alter Mann verliert am Steuer seines Pkw die Kontrolle, tritt auf die falschen Pedale und verursacht einen tragischen Unfall. Schwerpunkt dieser Meldung war das Alter des 84-Jährigen, das zur übereilten Beurteilung führte, dass Menschen im hohen Alter eine Gefahr im Straßenverkehr darstellen und man etwas unternehmen sollte. Da es statistisch bewiesen ist, dass die von Alten hervorgerufenen Unfälle nicht häufiger - sondern sogar seltener - vorkommen, als von jungen Leuten, muss diese Frage mit der nötigen Sorgfalt betrachtet werden.

Es bleibt unbestritten, im Alter lassen physische und psychische Fähigkeiten nach und es wird ein Punkt erreicht, an dem jeder überlegen sollte, ob er noch für diese Aufgabe fähig ist. Neben technischen Kenntnissen und der Beachtung der Verkehrsregeln ist der Gesundheitszustand des Fahrers von großer Bedeutung. Gutes Sehen, Hören und Reaktionsfähigkeit sind Grundbedingungen, dazu kommt noch das psychische Urteilsvermögen, besonders in Gefahrensituationen.

Im Falle einer Gefahrensituation damit zu rechnen, dass der Fahrer diese erkennt und die passende Entscheidung trifft - auf die richtigen Pedale drückt - ist nicht zwingend, die Maßnahme muss im Bruchteil einer Sekunde erfolgen, das kann nur über die unkontrollierte Reaktion rechtzeitig erfolgen.

Eine humorvolle Erinnerung soll als Beweis dienen. Für Geschäftsreisen stand mir ein Dienstwagen mit Fahrer zur Verfügung. Gewöhnlich nahm ich am vorderen Beifahrersitz Platz und verfolgte die Fahrt. Bei einer Gelegenheit, als wir vor einer geschlossenen Bahnschranke stehen blieben, wandte sich der Fahrer zu mir und sagte lächelnd: "Chef! Bitte bremsen Sie noch einmal!" Ich sah ihn erstaunt an, als er erklärte, dass er während der Fahrt beobachtet habe, dass - so oft er auf die Bremse trat - mein rechtes Bein nach vorne zuckte, ungewollt sind Reaktionsreflexe entstanden. Diese Reflexe lassen im Alter nach und das kann einen wesentlichen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit haben.

Bei der Meldung des tragischen Unfalles wurde verlangt, dass man gesetzliche Regelungen treffen soll. Über die Art solcher Regelungen kann man sich endlos streiten.

Im östlichen Teil Europas, wo Diktaturen herrschten, waren strenge Maßnahmen üblich. Der private Straßenverkehr war anfangs kaum zu bemerken, und entwickelte sich bis gegen Ende des Jahrhundertes, blieb aber - im Vergleich mit dem Westen - unbedeutend. Ein erworbener Führerschein war zwei Jahre gültig, dann wurde eine ärztliche Nachprüfung verpflichtend. Der untersuchende Arzt war ermächtigt, dem Prüfbefund entsprechend, durch Unterschrift und Stempel, für zwei Jahre zu verlängern. Ab 60 Jahre war die Nachprüfung jährlich vorgesehen und mit 70 wurde der Führerschein eingezogen. Dem gegenüber ist ein im Westen erworbener Führerschein fristlos, ohne Beschränkungen bis zum Lebensende gültig.

Zwischen diesen beiden Extremen sollte man einen vernünftigen Mittelweg finden und dadurch vermeiden, dass Personen am Straßenverkehr teilnehmen, die es nicht mehr können. Vernünftige Maßnahmen sollen aber nur Richtlinien bleiben, die volle Verantwortung, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann man aufhören sollte, bleibt weiterhin nur die Pflichtaufgabe eines jeden selbstbewussten Fahrers.

Stefan Miskovits, Schwetzingen

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