Ketscher Marktplatz - Beim Bürgerentscheid für den Erhalt stimmen Mut zur freien Fläche

Lesedauer

Als ich vor mehr als 20 Jahren nach Ketsch zog, war ich als Landschaftsarchitektin begeistert davon, zukünftig in einer Kommune zu wohnen, die mit der offenen Gestaltung eines Platzes in der Ortsmitte, gepflastert mit Naturstein und umsäumt von Platanen, Mut zum Freiraum und Sinn für Qualität bewiesen hat.

Einen ersten Dämpfer erhielt meine Begeisterung, als dann vor einigen Jahren in der Seestraße ein wundervolles Ortsbild für immer zerstört wurde und mehr als 100 gesunde, 40 Jahre alte Platanen weichen mussten. Mit Betroffenheit habe ich nun von einer weiteren städtebaulichen Fehlentscheidung erfahren, nämlich dem Bau eines Verkehrskreisels und den Bau eines Gebäudes auf dem bisher offenen Marktplatz.

Bei der Teilnahme an den Veranstaltungen der Gemeinde zur Bürgerbeteiligung an diesen Projekten war ich enttäuscht darüber, dass das Gebäude auf dem Marktplatz und der Verkehrskreisel gar nicht Bestandteil der Diskussionen waren. Hoffnung keimte wieder auf, als die Interessengemeinschaft Marktplatz aktiv wurde. So wie viele Ketscher Bürger, plädiere ich für die Erhaltung des Marktplatzes in seiner jetzigen, fast mediterran anmutenden Struktur. Die von uns gerne besuchten Plätze in Italien und Frankreich sind von ähnlicher Ausprägung.

Auch aus Sicht vieler Fachkollegen ist der Platz attraktiv und erfüllt mit seinem Baumbestand ökologische Funktionen, in seinen Dimensionen und der Gestaltung ästhetische Funktionen sowie als ehemaliger Bahnhofsbereich kulturell-historische Bezüge. Mit den bereits vorhandenen Platanen ist auch eine für innerörtliche Begrünung empfohlene Baumart vorhanden.

Bundespolitisches Ziel ist, dass Begrünung nicht mehr nur eine lässliche Kann-Option, sondern eine zu erfüllende Vorgabe ist. Siehe "Grün in der Stadt - Für eine lebenswerte Zukunft". "Freiraum wird zum knappen Gut. Die Freiflächen in den Städten sind von entscheidender Bedeutung für Erholung und Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger. Das Stadtgrün ist von besonderem Wert", heißt es dort. Unser Markplatz erfüllt bereits diese Vorgaben. Ich begrüße den Bürgerentscheid und wünsche ein Ergebnis im Sinne einer lebenswerten Zukunft in Ketsch.

Jeanette Schweickert, Ketsch

Mehr zum Thema

Im Interview (mit Fotostrecke) Ketscher Bürgermeister Jürgen Kappenstein lässt Amtszeit Revue passieren

Veröffentlicht
Mehr erfahren