Dschihadisten - Die IS-Kämpfer bereiten sich gezielt auf ihre Interpretation des Islam vor Naive Argumentation

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In seinem Kommentar "Märtyrer wofür" behauptet Walter Serif, dass die meisten IS-Dschihadisten nur wenig Ahnung von ihrer Religion hätten. Außerdem wüsste doch "jeder Laie, dass keine Religion das Abschlachten von Menschen rechtfertigt". Herrn Serifs Argumentation wirkt tatsächlich naiv und laienhaft, denn eigentlich sollte er es besser wissen. Man kann darüber streiten, ob IS-Kämpfer über profunde Kenntnisse bezüglich ihrer Religion verfügen oder nicht.

Fakt ist, dass sie sich explizit auf den Islam, beziehungsweise ihre eigene Interpretation des Islam berufen. Sie halten sich für die einzig wahren Muslime und wähnen sich dazu berufen, jede Form vermeintlichen Unglaubens brutal auszumerzen. Ihr Ziel ist ein islamischer Gottesstaat. Denn wer oder was ist der IS? IS bedeutet Islamischer Staat.

Es handelt sich um den Zusammenschluss sunnitischer Dschihadisten (Sunniten bilden die größte Glaubensrichtung im Islam). Der deutsche IS-Kämpfer Kreshnik B. zog 2013 nach Syrien, um dort mit anderen Dschihadisten einen Gottesstaat samt Scharia (religiöses Gesetz des Islam) zu errichten. Dafür wäre er sogar bereit gewesen, als Märtyrer zu sterben.

Die Terrorbanden des IS massakrieren ihre Opfer und brüllen dabei laut und deutlich "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Überall, wo sie ihre Terrorherrschaft etablieren, führen sie eine besonders rigide Form der Schariagesetzgebung ein. Meint Herr Serif allen Ernstes, das habe nichts mit Religion zu tun?

Unzutreffend ist auch die Behauptung, dass keine Religion das Abschlachten von Menschen rechtfertigen würde. Leider finden sich im Koran - wie übrigens auch in der Bibel - zahlreiche Aussagen, die nicht nur das Töten anderer Menschen (meist Sünder oder Ungläubige) rechtfertigen, sondern die "wahren" Gläubigen sogar ausdrücklich zum Töten anderer Personen auffordern und ihnen dafür entweder im Diesseits oder im Jenseits üppige Belohnung in Aussicht stellen. Ich empfehle besonders die Lektüre von Sure 9, in der es unter anderem heißt: "Tötet die Ungläubigen, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf!" Dieser Vers wird in der klassischen Koranexegese nicht umsonst als Schwertvers bezeichnet und als juristische Begründung für den Dschihad herangezogen.

Es gibt darüber hinaus zahlreiche weitere Verse, die ebenfalls zum Töten anderer Menschen auffordern. All diese Stellen im Koran aufzuzählen, würde hier jedoch den Rahmen sprengen. Dass die Religion für die Motivation von modernen Dschihadisten weltweit nur eine untergeordnete Rolle spielt und dass diese vom Islam angeblich keine Ahnung haben, ist einfach nicht wahr. Offen bleibt leider die Frage, wieso westliche Politiker und Journalisten sich so beharrlich weigern, diesen Tatsachen ins Auge zu sehen, anstatt immer nur dem angeblichen Missbrauch der Religion das Wort zu reden.

Simone Wachter, Hockenheim