Klimakonferenz in New York - Von den deutschen Zielen ist nicht mehr die Rede / Trotz aufwendiger Filteranlagen schadet uns das Nicht die Karbon-Zweifler benutzen

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Im September findet in New York die 19. Klimakonferenz der UNO statt. Es ist zu erwarten, dass auch dieses Mal wieder die globalen Emissionen des Treibhausgases CO2 als Hauptansatzpunkt für Maßnahmen gegen die unliebsame tendenzielle Erderwärmung angesehen wird.

Das missfällt den "Karbon-Zweiflern", einer Untergruppe der Klimaskeptiker, weil mehrere natürliche Klimafaktoren, vor allem Sonnenzyklen, dem CO2-Effekt zeitweise abkühlend entgegenwirken, das heißt, ihn mehr oder weniger unschädlich machen. Die zum Erreichen der diversen CO2-Limits oder Klimaziele nötigen Investitionen seien Kapitalverschwendung. Auf den interessierten Bürger wirkt diese Kontroverse verunsichernd, wird er doch in diesen Zeiten allenthalben zu klimabewusstem, CO2-vermeidenden Verhalten animiert, meines Erachtens natürlich mit Recht.

Für die Energiewendeverantwortlichen ist der "Aufstand der Karbon-Zweifler" eine gute Nachricht. Sie entkräftet nämlich den Vorwurf, die Wende schade infolge dem Klima: "Freispruch für das CO2!" Die Unmöglichkeit, mit Windrädern und Sonnenzellen unsere Grundlast-Stromversorgung zu gewährleisten hat bekanntlich zum Rückgriff auf Kohle gezwungen, der mit jeder weiteren KKW-Abschaltung bis 2022 zunimmt. Unser Braunkohleeinsatz war 2013 rund 14 Prozent höher als im Vorwendejahr 2010. Vom ehedem stolz verkündeten "Deutschen Klimaziel" (minus 40 Prozent weniger CO2 bis 2020) kann längst keine Rede mehr sein. In dieser deplorablen Situation kommen die Karbon-Zweifler den Wendemachern gerade recht, denn sie geben ihnen ja quasi "freie Fahrt der Kohle".

Unpolitische, neutrale Energie- und Umweltfachleute erfüllt diese Perspektive mit Schrecken. Die weltweit immer lauter werdende Anprangerung des Verbrennens fossiler Rohstoffe, insbesondere von Kraftwerkskohle, beruht ja nicht hauptsächlich auf der CO2-Gefahr, sondern auf den ungeheuren Mengen an Schadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxide, Feinstaub, Flugasche, Schwermetalle et cetera, die mit den Rauchgasen trotz Filteranlagen in die Atmosphäre geblasen werden, zum Schaden von Menschen, Wald und Wasser.

Stichwort: saurer Regen, Peking-Smog. Trotz aufwendiger Filteranlagen entlassen die deutschen Kraftwerke jährlich circa 600 000 Tonnen SO2 und NOx an die Atemluft! Nebenbei sei bemerkt, dass Kohlenkraftwerke deutlich mehr strahlen (Gammastrahlung) als KKW - wegen des Urans in der Kohle. Wie ist das alles zu verantworten? Sollten sich die Wendepolitiker die CO2-entlastende Argumentation der Karbon-Zweifler zunutze machen und die kohleintensive Energiewende festsetzen, so wäre das eine überdimensionale Untat gegen Mensch, Umwelt und Klima.

Man könnte sogar von einem "Friedensverbrechen" reden, wenn man die neueren Schätzungen der Feinstaub-Opfer berücksichtigt. Die Energiewende muss in ihrem Anti-Atom-Teil revidiert werden, damit man uns im Kreis der Industrienationen energie- und umweltpolitisch wieder ernst nimmt.

Dr. Felix Conrad, Hockenheim

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Walter Serif
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