Gesellschaftskritik - Wo der Mammon herrscht, gehen Ethik und Moral den Bach runter Prasserei und Mangel

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Vor geraumer Zeit las ich in unserer Schwetzinger Zeitung einen Bericht über Afrika, wie Menschen dort mehrere Stunden kilometerweit gehen müssen, um aus einem Brunnen ein paar Liter Wasser zu holen und dass deren Situation sich wegen des von den Industrienationen ausgelösten Klimawandels massiv verschlechtert hat und immer schlimmer wird. Hier in Deutschland rast das Privatvermögen täglich auf neue Rekordzahlen zu und das Trinkwasser kommt aus dem häuslichen Wasserhahn, welches man mit dem Smartphone fotografieren kann, um es via Internet als Beweisfoto nach Afrika zu schicken.

Und während viele Menschen in Afrika also kein Geld für Wasser, Essen und ein Dach über dem Kopf haben, gibt ein reicher Zahnarzt aus den USA sehr viel Geld dafür aus, um aus purer Lust in Simbabwe einen bekannten prachtvollen Löwen auf bestialische Weise zu töten, um sich damit öffentlich zu brüsten. Die erboste Internet-Gemeinde und Berichte in der Presse sorgten dafür, dass diesem Typen der Zahn gezogen wurde, denn seine Praxis ist mittlerweile geschlossen.

Wo der Mammon herrscht, gehen Ethik und Moral den Bach runter. Einerseits also Ausschweifung und hemmungsloser Konsum durch jene, denen genug nie genug ist. Anderseits akuter und oft auch lebensbedrohlicher Mangel, übrigens auch bei uns, wo die Schere Arm-Reich immer weiter auseinander driftet. Ja, die Menschen haben zunehmend das Gefühl, dass mit dieser Welt grundsätzlich was nicht mehr stimmt und begreifen so langsam, dass eine kleine Elite die Erde und die Menschen auf ihr als ihre Verfügungsmasse betrachtet.

Die Verursacher nahezu aller Probleme findet man also in den entsprechenden Glaspalästen. In Island hat man nach dem Crash die bankenfreundliche Regierung abgewählt. Deren Nachfolger ließen die "Finanzterroristen" verhaften oder zur Fahndung ausschreiben. Bei uns werden die gierigen Zocker mit Steuergeldern belohnt und lachen sich ins Fäustchen. Auf Facebook macht übrigens folgende kleine Geschichte die Runde: Ein Banker, ein Bildzeitungsleser und ein Asylbewerber sitzen an einem Tisch auf dem 20 Kekse liegen. Der Banker schnappt sich 19 Kekse und sagt zum Bildzeitungsleser: "Pass auf, dass der Asylbewerber Dir nicht Deinen Keks wegnimmt."

Dank einer in vielen Köpfen weit verbreiteten tunnelblickartigen Kombination aus Sündenbockprinzip und Stockholmsyndrom wird es der "Elite" auch relativ leicht gemacht, die Interessensgruppen gegeneinander auszuspielen.

Herbert Semsch, Brühl

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