Asylbewerber - Der Arbeitskreis bräuchte eine Plattform, die sich gewaschen hat / Und einen "Blog" zum Austausch der Erfahrungen Sie müssen sogar mit mir rechnen . . .

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Zu meinem Leserbrief und dessen öffentlicher Beantwortung durch den Asylkreis: Gut, dass ich ihn geschrieben habe! Mir bricht es übrigens nicht aus meiner Erfahrung mit dem Asylkreis das Herz, sondern über Halbwüchsige, deren Familien tot sind oder die sie nie wieder sehen werden. Die SZ- Redaktion hatte diese Überschrift aus dem Inhalt selbständig gewählt.

Das Engagement des Arbeitskreises ist sehr hoch einzuschätzen. Wie kommt es aber, dass ich irgendwie das Gefühl habe, dass die Unterzeichner, die auf der Web-Seite nicht auftauchen, sich auf den Schlips getreten fühlen? Ich spiele ihnen doch mit meinem Brief massiv in die Karten. Nicht diejenigen, die etwas tun, spreche ich an, sondern alle solten sich nicht fürchten mit den Flüchtlingen in Kontakt zu treten. Es sind ganz kleine zwischenmenschliche Dinge, die zählen. Daher habe ich mit kleinen Geschichten von Begegnungen mit Asylanten erzählt. Danach habe ich versucht, mich zu informieren. Dazu habe ich meine reale Erfahrung beim Besuch der offiziellen Web-Seite des Arbeitskreises geschildert. Dafür, dass die Seite nicht gepflegt ist, weil man dafür keine Zeit hat, bitten die Unterzeichner um Verständnis.

Verstehe ich, aber gerade weil dies so ist, provoziere ich und habe konkret gefragt. "Was macht ihr alle da draußen? Die Kirche, die Vereine, die ansässigen Unternehmer, die Stadt?" Als Reaktion auf meinen Brief erfahren wir, dass ehrenamtliche Helfer sich selbst eine Web-Seite basteln müssen. Das ist doch eine wichtige Information. Es findet sich niemand, seit 2014, der dem AK eine Plattform oder Facebook-Seite ins Netz stellt, die sich gewaschen hat? Mit einem "Blog", in dem man sich austauschen kann? Bei diesem wichtigen, uns alle betreffenden Thema?

Über 80 Prozent aller Informationen werden heute in Deutschland übers Internet bezogen. Bilder und aktualisierte Beiträge wären mindestens so wichtig wie Deutschunterricht. Keine Aktivität kann heute ohne Informationen erfolgreich sein. Es bedeutet Transparenz und die bedeutet, dass sich diejenigen, die sich besorgt über den Zustrom oder auch berechtigt über Asylbetrug äußern, informieren können.

Und plötzlich wissen wir's: Der Arbeitskreis Asyl benötigt eine tolle Web-Seite! Wir erfahren in der geschätzten Antwort auch, dass mein Beispiel zum Thema Fahrräder gar nicht so falsch war und einiges mehr. Ich frage in meinem Leserbrief: Wer macht was? Und wo kann man das nachlesen? Das frage ich doch nicht, weil mir langweilig ist oder ich in Informationen über das Thema ertrinke. Beiträge über Aktivitäten in der Zeitung, sofern sie existieren, sind vergänglich. Die Formulierung zum Ende des Leserbriefes "Wir suchen kritische Menschen, die müssen dann aber auch mit anpacken" ist so motivierend wie eine Einladung zum Picknick im Gazastreifen. Soll das Menschen motivieren mitzumachen? Werden nochmals 19 ehrenamtliche Helfer, bei zusätzlichen Flüchtlingen und über Winter dann die Lösung sein?

Es ist wie beim Fußball: es kommt nicht darauf an, wieviel einer rennt. Es geht darum, sich ganz anders aufzustellen. Und dazu müssen einmal ein paar aufwachen. Jeder hat das Recht dazu, dies einzufordern. Wenn man Gedanken nur einbringen darf unter der Voraussetzung, dass man ein Amt übernehmen muss, quasi als Beleg dafür, dass man überhaupt das Recht erwirbt, dann werden noch viele ihre Ideen lieber für sich behalten.

Wenn es aber gezielt in meine Richtung ging, dann ganz nebenbei: Meine Familie und ich haben uns bereits für Asylanten eingesetzt, als diese vor vielen Jahren noch im Bundesbahnausbesserungswerk untergebracht waren. Wir unterhalten mehrere Patenschaften in der ganzen Welt. Auch ohne Leserbriefe. Sie dürfen also nicht nur mit mir rechnen - sondern Sie müssen. Christoph Mittmann, Schwetzing.

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