Energiewende - Warum nicht jetzt alles umbauen, statt es unseren Nachkommen zu überlassen? Störfälle sind immer möglich

Lesedauer

Kein Ding? Es ist schon auffallend, wie sich hier vor allem Vertreter der älteren Semester immer wieder vehement gegen die "Energiewende" aussprechen. Da wird regelrecht gejammert sie sei zu teuer, es würden Windkrafträder gebaut, et cetera. Schlimm, schlimm. Und das, während dieses Thema bei den jüngeren Leuten offenbar "kein Ding" ist. Warum eigentlich?

Möglicherweise leben die Jüngeren doch in einem anderen Zeithorizont und haben bereits verinnerlicht, dass es Mumpitz ist, noch zwei bis drei Jahrzehnte mit dem Umbau zu warten, wenn man dann sowieso (und noch viel hektischer als jetzt) reagieren muss. Die Jungen möchten nicht warten, bis die alten Reaktoren schrottreif und gemeingefährlich geworden sind. Und sie wissen oder ahnen auch, dass neue Kernreaktoren wegen der horrenden Kosten (zwei derzeit geplante Reaktoren in Großbritannien sollen laut Plan etwa 20 Millarden Euro kosten, ein derzeit im Bau befindlicher Reaktor in Finnland wird auf etwa 9 bis 10,5 Millarden Euro geschätzt) unrentabel sind, weil der Strom etwa doppelt soviel kosten wird als beispielsweise der aus Windrädern erzeugte (laut Berechnung des DIW).

Außerdem weiß man, dass das Abfallproblem ungelöst ist und ihre Generation und die ihrer Kinder und Kindeskinder viele Milliarden kosten wird - nur weil "wir" unserer Verantwortung nicht gerecht geworden sind, das Problem nicht lösen konnten und die Sache an unsere Nachkommen weiterreichen. Offenbar möchten unsere Kinder so nicht weiter verfahren.

Und was die Unmöglichkeit von Störfällen auf deutschem Gebiet angeht (wir haben hier schließlich keine Tsunamis wie Herr Flad erleichtert feststellte) empfehle ich dringend, sich die Vorfälle anzuschauen, die zur Schließung des KKW Krümmel geführt hatten. Dort hatte sich herausgestellt, dass die Bedienungsmannschaft nach einem Brand im nichtnuklearen Teil die unter Rauch stehende Leitwarte verlassen hatte: der Reaktor war zwei Stunden lang führerlos, was letzten Endes zum Entzug der Betriebserlaubnis führte. Im Falle eines unkontrollierten Zustandes wäre schlicht niemand dagewesen, der den Reaktor hätte retten können. Für Nichtfachleute ist die Welt immer einfach. Da geht es manchmal nur darum, ob wir einen Tsunami haben oder nicht. Leider zeigt die Erfahrung, dass die Materie dann doch etwas komplexer ist und immer wieder Dinge passieren, mit denen man vorher nicht gerechnet hatte.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir in der Schule der 70er Jahre gelernt hatten, dass eine Reaktorkatastrophe etwa alle 30 000 Jahre vorkommen wird. Nach den Vorfällen in "Three Mile Island" 1979, Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 hat die Internationale Atomenergie-Behörde diese Prognose dann auf 12,5 Jahre herabgesetzt. Maximilian Fichtner, Oftersheim