Energie der Zukunft - Pro und Contra in Sachen Kernenergie-Nutzung / Wasserkraft wird völlig vernachlässigt Streit um des Kaisers Bart?

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Die Energie der Zukunft - ein Streit um des Kaisers Bart? Leider lässt sich eine so vielschichtige Frage nicht in Form eines Leserbriefes klären. Und wenn dies dann ein Herr Fichtner, bekennender Grüner in Sachen Wind und Sonne, unter dem Motto "informieren statt diffamieren" versucht, aber dann dreiviertel seines Beitrags mit Diffamierungen, und den Rest des Artikels mit Schein-Informationen füllt, kann dies kaum gelingen. Tatsache ist doch - und das kann jeder Laie tagtäglich nachvollziehen - dass die deutsche Energieversorgung, und in der Folge die Industrie - durch die Politik der Energiewende - langsam, aber sicher in große Probleme gerät. Dies belegen tägliche Berichte in den Wirtschaftsteilen der Tagespresse.

Stellen wir uns doch nur einmal vor, die Erneuerbaren Energien würden einfach mal eine Woche streiken, wie uns das die Lokführer der Bahn oder die Piloten der Lufthansa seit Monaten vormachen. Was wären die Folgen? Nun, momentan noch gar keine, denn Flauten treten ja faktisch jeden Monat ein paar Mal, in jedem Jahr dutzendweise auf, ohne eine Vorankündigung! Was aber würde passieren, wenn dasselbe mal die konventionellen Atom- und Dreckschleudern täten, wie sie von den grünen Fans so liebevoll genannt werden? Nach spätestens einigen Wochen wäre Deutschland als Industriestandort mausetot, und wir hätten 20 bis 30 Millionen Arbeitslose auf der Straße stehen.

Ist das etwa die Zukunft, welche wir uns wünschen? Um eine Antwort in dieser Frage drücken sich all die selbst ernannten grünen Energiepäpste seit Jahren herum ("die Sonne schickt keine Rechnung", na klar, das machen andere, etwa die tollen "ökologischen Windfonds" mit den sagenhaften Verzinsungen). Hier bräuchte es zuallererst praktikable und bezahlbare Pufferspeicher (im Gigawattbereich), von denen wir, trotz höchst subventionierter Forschungen, noch Lichtjahre entfernt sind. Statt den konventionellen Ast abzusägen, auf welchem wir heute - wenn auch mit teilweise schlechtem Gewissen - sitzen, sollten wir eher all die Lehrstühle und Institute, welche sich dem Glauben an die Kraft der Sonne und des Windes widmen, den jeweiligen Theologischen Fakultäten angliedern, wo diese Heilslehren sicher besser aufgehoben wären. In einem so ernsten Thema wie dem der Energieversorgung eines Hochindustrielandes sind sie aber eher Teil des Problems, als deren Lösung, solange sie die Grundlastfähigkeit ihrer oft erneuerungsbedürftigen Energien nicht herbeiführen können. Klaus-Günther Voigtmann, Ketsch

Für einen Energie-Mix eintreten

Der Leserbrief von Roland Kneller kann nicht unwidersprochen bleiben. Keller bezichtigt mich der Lüge, obwohl ich die Schwetzinger Zeitung vom 25. April 2014 korrekt zitiert habe, wonach 28 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl in der Umgebung des Reaktors eine gesunde Tiervielfalt lebt. Auch habe ich nie behauptet, dass in der Sperrzone die gesamte Tier- und Pflanzenwelt prächtig gedeiht. Kneller räumt selbst ein, dass 16 Vogelarten von den erhöhten Strahlenwerten profitieren, größer seien und weniger DNA-Schäden aufweisen als ihre Artgenossen.

Trotz dieses Sachverhaltes erlaubt sich mein Kritiker die obige Ehrverletzung, die nicht gerade von Sachlichkeit zeugt. In der Sache selbst hat Kneller nicht die Tatsache entkräftet, dass die durch Solarzellen und Windrädern gewonnene Energie nicht grundlastfähig ist, weil nicht immer die Sonne scheint und nicht immer genügend Wind weht. Zum Beispiel können die Betreiber von Kohlenkraftwerken nicht zeitgleich den konventionellen Strom der großen Schwankungen des Solar- und Windstroms anpassen, so dass bei Überlastung der Netze unter Umständen Strom ins Ausland verschenkt werden muss. Umgekehrt muss auch Atomstrom aus dem Ausland importiert werden.

Es wäre korrekt gewesen, wenn die Atomkraftgegner und ein Teil der Medien nach dem Atomunfall vom 11. März 2011 in Fukushima (Japan) die deutsche Bevölkerung beruhigt hätten, dass es in Deutschland einen Tsunami nicht gibt und dass diese Schadensursache hier ausscheidet. Stattdessen wurden den Bürgern Ängste eingejagt, dass kurze Zeit später 64 Prozent der Deutschen noch vor 2020 komplett aus der Kernkraft aussteigen wollten. Den Menschen waren auch noch die regelmäßigen Gewaltdemonstrationen anlässlich der Castor-Transporte in Erinnerung. Sogar gewählte Bundestags-Abgeordnete begingen Straftaten, indem sie die Schienenstrecke blockierten und Schottersteine aus dem Gleisbett wühlten.

Aufgrund dieser Fakten nehme ich den Vorwurf der Panikmache nicht zurück, auch wenn ich nach Knellers Meinung damit "einem Fass den Boden ausgeschlagen habe". Laut einer Zeitungsmeldung vom 15. März 2015 sind derzeit weltweit 68 Atomkraftwerke im Bau. Ich zitierte den Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), wonach das Ausland die Deutschen wegen der Energiewende für bekloppt hält.

Ich bin auch für Erneuerbare Energie, aber für einen Energie-Mix inklusive Kernkraft.

Alfons Kalb, Ketsch

Atomausstieg Ja oder Nein

Unter dem Titel "Den Ausstiegsbeschluss aufheben" wurden in der SZ zwei Leserbriefe veröffentlicht, die, wie schon mehrfach in letzter Zeit, eine Renaissance der Atomkraft fordern. Mit einer Unmenge von Daten und Fakten soll belegt werden, dass eine Rückkehr der Kernenergie in Deutschland unumgänglich ist. Der Leser wird umfänglich über die Windverhältnisse auf der Insel Pellworm sowie die Sonnenscheinstunden von Kleinkarlbach und Schatthausen informiert. Es platzt einem der Kopf von Megawatt, Kilowatt in der Stunde, Grundlast, Betriebsstunden, Leistungsausnutzung, Mittellast, Volllaststunden, Substitutionspotential (tolles Fremdwort, gibt es das auch auf Deutsch ?), Tonnen CO2, KKW-Ersatztechnik, Braunkohle, Biomassekraftwerk - und was weiß ich noch alles.

Aber die Argumentation ist vergebens, so unnötig wie "Testikel Papam". Aus zwei durch nichts zu widerlegenden Gründen darf es eine Wiedergeburt der Kernenergie bei uns niemals geben:

1. Endlagerung: Seit mehr als 50 Jahren wird überall auf der Erde nach einem geeigneten Platz für ein "atomares Endlager" gesucht, in dem der hoch radioaktive Restmüll eine Million Jahre sicher gelagert werden kann. Weder in den Weiten Sibiriens noch in den Wüsten Amerikas noch sonst wo in der Welt ist man je fündig geworden. Milliarden Euro sind alleine in Deutschland für die vergebliche Suche ausgegeben worden. Zudem zeigt die wissenschaftliche Diskussion ob Salz, Ton, oder Granitformationen besser geeignet sind, dass jede dieser Lagerstätten auch ihre Nachteile hat. Es wird niemals ein sicheres und geeignetes Endlager geben! Wohin also mit dem ganzen hochgefährlichen Atommüll?

2. Sicherheit: Kernkraftwerke sind nicht für die von ihnen verursachten Schäden ausreichend versichert. Sie haften nur mit ihrem relativ geringen Eigenkapital. Nach einer im Spiegel veröffentlichen Studie der Versicherungsbranche sind Atomkraftwerke nicht versicherbar. Die Kosten im Schadensfall wären so astronomisch hoch, dies würde kein Versicherer je übernehmen können und wollen. Selbstverständlich sind deutsche Kernkraftwerke sicher, so sicher, dass man auf Versicherungsschutz getrost verzichten kann.

Auch die Titanic galt als sicher, als absolut unsinkbar. Daher hat man auf einen Großteil der Rettungsboote verzichtet. Die Folgen sind bekannt. Aus solcher Überheblichkeit entstehen Katastrophen. Schließlich gibt es noch den Faktor Mensch. Kapitän Schettino hat aus purer Dummheit die Costa Concordia versenkt. Erst vor wenigen Tagen hat ein Pilot mit voller Absicht sein Flugzeug abstürzen lassen. 150 Menschen sind umgekommen.

Bei dem Bau der ersten Atomkraftwerke in Deutschland wurde die Bevölkerung über das unvermeidliche Restrisiko informiert. Damals wurden wir beruhigt: Nur einmal in 70 000 Jahren könne es weltweit zu einem Supergau, einem Unfall mit Kernschmelze kommen. Mit Tschernobyl und Fukushima habe ich bisher schon zwei Atomunfälle der schwersten Kategorie erlebt. Offensichtlich sind 70 000 Jahre nicht sehr lang.

Des Weiteren wäre ein Ausstieg aus dem Ausstieg politisch nicht durchsetzbar. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist strikt gegen die Kernenergie. Zehntausende würden auf die Straße gehen. Die ach so geschmähten Erneuerbaren Energien sind noch lange nicht ausgeschöpft. Technisch gesehen gibt es noch unendlich viele Möglichkeiten, Kernenergie sowie Braunkohle zu ersetzen. Die grundlastfähige Wasserkraft wird zum Beispiel meines Erachtens sträflich vernachlässigt.

Manfred Hößler, Hockenheim

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