Klinik und Pflegeheim - Kritik am Umgang in der GRN-Klinik und im Ketscher Seniorenheim / In Würde alt werden Warum wird einer alten Frau nicht geglaubt?

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Ich bin 80 Jahre alt und hatte im letzten Jahr einen Unfall, bei dem ich mir den Oberschenkelhals brach. Was dann geschah, war zum Teil würdelos. Ich weiß, ich bin ein bisschen rebellisch, aber ohne das wäre ich heute nicht mehr am Leben.

Ich kam zweimal ins Schwetzinger Krankenhaus. Das erste Mal wurde der Bruch mit einem 9,5 Zentimeter langen Nagel befestigt. Beim zweiten Mal hatte ich, weil ich auch nicht mehr das gesündeste Herz habe, gebeten, mir keine Vollnarkose zu geben. Doch eines Nachts stand ein Arzt neben meinem Bett, weckte mich und befahl: Unterschreiben Sie das - Sie bekommen eine neue Hüfte! Ich war so überrascht, dass ich beinahe alles unterschrieben hätte. Doch auf meine Frage, ob das notwendig ist, antwortete er: Unterschreiben Sie endlich!

Nun, mit Befehlen hab' ich schon immer ein Problem. "Nein das tue ich nicht, das will ich mir erst durchlesen! Dann eben nicht und weg war er! Am nächsten Tag bekam ich nur im Rücken eine Narkose und die gebrochene Stelle wurde neu genagelt. Jeder weiß, die Ärzte haben wenig Zeit - und es waren auch einige wenige freundliche dabei!

Nach dem Krankenhaus kam ich nach Ketsch zur Pflege! Das war noch schlimmer. Da wurde ich gar nicht ernst genommen. Ich bin zwar alt, aber das ist doch kein Grund, mich wegen meiner Gebrechen auszulachen. In diesem Heim ist man eingesperrt wie in einem Gefängnis.

Als ich Schmerzen bekam - an der operierten Stelle - erklärte man mir, das sei "halb so schlimm". Woher wollten die das wissen, ich hatte doch die Schmerzen? Schmerzmittel wurden mir verweigert. Begründung: "Das wird schon nicht so schlimm sein. Ich habe mehrfach darum gebeten, noch mal ins Krankenhaus zu dürfen, um feststellen zu lassen, warum das so weh tut. Abgelehnt! Nur mit Hilfe eines guten Freundes wurde ich dann doch noch ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte haben festgestellt, dass der Nagel gewandert war und ich wurde nochmals operiert. Mehrere Wochen unnötige Schmerzen, nur weil mir keiner geglaubt hat.

Bevor ich ins Krankenhaus durfte, musste ich 120 Euro ständig bei mir haben. Ich durfte das Geld nicht in meinem Zimmer lassen, denn da, so sagte man mir, wird es geklaut. Acht Tage trug ich das Geld mit mir rum, bis ich zum Röntgen ins Klinikum durfte. Hätte das Geld nicht die Verwaltung entgegennehmen können und überweisen? Ich empfand das - und vieles mehr - als reine Schikane! Ganz besonders von der Stationsschwester im Bereich Kollerinsel.

Viele der Mitarbeiter sind überarbeitet aber freundlich. Ich musste da raus. Ich will nur in Würde alt werden. Es hat mich sehr viel Geld gekostet, der Aufenthalt in diesem Pflegeheim, aber es war eine der schlimmsten Zeiten meines Lebens! Ich hätte nie die Schmerzen aushalten müssen und wäre natürlich auch nicht so lange im Heim gewesen, wenn man mir geglaubt und sich um mich gekümmert hätte.

Eine Frau im Krankenhaus fragte mich: Wie konnten Sie die Schmerzen nur aushalten? Warum musste das sein? Weiß ich nicht? Warum ist es so schwer, freundlich zu sein und einem alten Menschen zu glauben?

Brigitte Heckel, Ketsch