Wir sind das Salz der Erde!

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In den Sommerferien waren wir auf unserer Lieblingsnordseeinsel im Urlaub. Einer der beiden letzten Fischer der Insel hatte sich eine neue Verdienstmöglichkeit einfallen lassen: Selbstgewonnenes Nordseesalz in homöopatisch kleiner Dosierung - ein winziges Reagenzglas voll - zu einem vergleichsweise stolzen Preis. Aber da im Urlaub ja sowieso anders gerechnet wird, haben wir es erworben, um morgens unsere Frühstückseier mit einer Prise Nordsee zu würzen.

Wohl ein Touristengag - aber geschmeckt hat's trotzdem und als wir am Ende des Urlaubs noch ein Glas für zu Hause mitnehmen wollten, war alles ausverkauft. Offensichtlich ging es nicht nur uns so: Dieses Salz schmeckt intensiv, riecht nach Mee(h)r, ist würziger als das Gewohnte. Der Fischer kam mit der Produktion gar nicht nach. Halten wir also fest: Salz ist wertvoll, Salz ist die Basis aller Gewürze. Salz ist lebenswichtig und begehrt.

Das Meersalz - ein Bild für unser Leben: Es kann nicht fad sein wie ein anderes Gewürz, das seit Monaten offen und vergessen im Küchenschrank steht. Es soll lebendig sein, etwas bewirken, verändern. Es soll herausfordern, vielleicht manchmal zu intensiv sein und schmecken.

Und dann steht da natürlich auch der Satz aus dem Matthäus-Evangelium: "Ihr seid das Salz der Erde" im Raum. Ist das nicht arrogant? Oder eine Herausforderung? Beides - zumindest auf den ersten Blick. Denkt man länger darüber nach, so stellt sich heraus, dass Salz nur wohldossiert sinnvoll ist. Ein Zuviel ist kontraproduktiv. Und: Salz bringt nur da Sinn, wo es gelöst wird zum Beispiel in Wasser. Ein Verwässern also? In keinem Fall. Die Chemie lehrt, dass auch die gelöste Substanz ihre Zusammensetzung nicht verliert. Und was bedeutet das alles nun?

Wertvoll sein - wie das Salz

Ihr seid das Salz der Erde - wir sind wertvoll. Und dies ist eine Zusage, nicht ein: Wenn ihr dies oder jenes erreicht haben werdet, dann. Nein: Ihr seid. Jetzt und hier. Weil ihr da seid und weil ihr die seid, die ihr seid.

Dazu eine kleine Geschichte: Pablo Picasso wollte sich einmal einen Mahagonischrank bauen lassen. Er ging also zu einem Möbeltischler und um ihm zu zeigen, wie dieser aussehen sollte zeigen, zeichnete er eine Skizze: So sollte der Schrank aussehen, wenn er fertig ist. Und auf die Frage, was dieser Schrank kosten solle, antwortete der Tischler: Nichts, signieren Sie einfach die Skizze.

Was ist etwas wert? Welchen Preis hat etwas? Manchmal hängt es davon ab, wer seinen Namen darauf geschrieben hat. Eine Skizze von Picasso kann noch so schlicht sein, sie ist wertvoll, weil sein Name darauf steht. Damit sind wir wieder bei dem, was Jesus sagt: Ihr seid wertvoll, dort wo ihr lebt; dort, wo euer Name steht. In der Familie, im Beruf, in der Gesellschaft - wo auch immer. Das bedeutet aber auch, um beim Bild vom Salz zu bleiben, dass wir uns nicht in uns selbst und auf uns selbst zurückziehen dürfen. Wir machen die Welt nur salzig, wenn wir eben in der Welt sind nicht zurückgezogen und uns selbst genügend vor uns hin leben. Salz wirkt nur dann, wenn es in Verbindung mit anderem oder mit anderen gerät. Wer Salz der Welt sein will, der muss Stellung beziehen, für den genügt es nicht, sich im Verborgenen über seine Einstellung sicher zu sein. Beziehen wir also Stellung. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir eine "gesalzene" Woche.

Inge Reimann,

Katholische Schuldekanin,

Dekanat Mannheim

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