Zum Glück

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In jedem November lädt das katholische Erzbistum Freiburg dazu ein, einen Jugendsonntag zu feiern. Zum Glück gibt es in vielen Kirchengemeinden Jugendliche, die einen Gottesdienst für die Gemeinde gestalten. "Zum Glück" so heißt das Motto dieses Jahres, jedoch bewusst nicht mit einem Ausrufezeichen, sondern einem Pfeil versehen. Dort geht's lang: Zum Glück! Aber in welcher Richtung genau liegt das Glück und wie merken wir, wenn wir am Ziel sind?

An einem nebligen Novembertag bestiegen wir, zwei befreundete Familien, den Drachenfels bei Bad Dürkheim. Es war klar, dass wir nicht weit würden sehen können. Aber es war eigentümlich verwunschen durch den grau-trüben Herbstwald zu wandern und oben in den Felshöhlen zu rasten. Doch wir waren spät dran. Auf dem Rückweg überfiel uns die Dunkelheit und irgendwann konnten wir nur noch nach der Nase gehen. Die Navis blieben im Funkloch tot, doch unsere Jungs nutzten die Taschenlampenfunktion ihrer Smartphones, um uns vor Steinen und Wurzeln zu warnen. Zum Glück verlor keiner den Mut und die Mädchen begannen zu singen. Und meine Frau fand ein kleines Schildchen, das in die richtige Richtung zeigte: Zum Glück! Zum Glück sind in unserem Freundeskreis und unseren Familien Menschen gemeinsam unterwegs und weisen einander den Weg.

In unserer Kirchenzeitung lese ich von Julia. Die Gewalttätigkeit ihres Vaters, die Alkoholkrankheit der Mutter, Schulden und Zwangsräumung trieben sie in die Obdachlosigkeit. "Die Zeit auf der Straße war die Hölle", sagt sie. Zum Glück tritt irgendwann "ein Engel" in ihr Leben: Eine Sozialarbeiterin vermittelte ihr eine Wohnung und einen Ausbildungsplatz. Als sie zum ersten Mal die Tür ihrer eigenen Wohnung aufschloss, fühlte sie sich als "das glücklichste Mädchen der Welt".

Vor einigen Tagen erreichte mich eine Mail mit Neuigkeiten von Frau Meissner aus Namibia. Vom gespendeten Geld einiger Gemeindemitglieder konnten Familien sechs Hütten bauen lassen. Sie hätten sich die hohen Mieten in Windhoek nie leisten können. Zum Glück gibt es Frau Meissner und ihre vielen Spender.

Im Radio höre ich ein Feature über eine Palliativstation in Heidelberg. Wo täglich Menschen sterben, gibt es den Patienten Herr Behm, der seinen Tod vor Augen, dankbar ist für 60 tolle und glückliche Lebensjahre. Seine Angehörigen gehen - von ihm - getröstet nach Hause. Ich denke: Zum Glück gibt es Ärzte, die es aushalten am Bett eines Todkranken und schweigen können. Die es nicht als Scheitern verstehen, wenn ein Mensch, dem sie helfen, stirbt. Zum Glück gibt es das Personal, das die Patienten in ihren letzten Lebenstagen mit Liebe überschüttet statt die gewünschte Spritze zu setzen.

In einem Gedenkgottesdienst werden die Feiernden eingeladen, nach vorne zu kommen und an den Seitenaltaren Kerzen zu entzünden für die Verstorbenen, die sie in ihrem Herzen tragen. Zum Glück gibt es diese aufflackernden Lichter in der Dunkelheit. "Führe andere zum Glück und du wirst selbst glücklich sein und Gottes Willen mit Dir erfüllen." schreibt Robert Baden-Powell, der Gründer der Pfadfinderbewegung. Mit diesem Wort hat er vielen jungen Menschen den Weg zum Glück gewiesen. Und nicht nur ihnen!

Zum Glück gibt es Menschen, die unser Glück sind. Zum Glück können wir ein Glück für andere sein. Zum Glück! Bernhard Boudgoust, Pastoralreferent in der Seelsorgeeinheit Johannes XXIII.

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