Forum der Leser - Zu dem Bericht "Aus toten Bäumen . . ." vom 1.2. "Abenteuerliche Auswahl"

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Diese im Artikel erwähnten 427 Hektar stillgelegte Waldflächen nennt man Kernflächen. Sind aber eigentlich nicht ganz stillgelegt. Bei Hüttenfeld erfolgten bereits schon die ersten Bucheneinschläge in so einer zukünftigen Urwaldfläche. Und die Buchen wurden vermarktet. Als das reklamiert wurde, lernten wir hinzu, dass das Forstamt jederzeit diverse Ausnahmeregelungen definieren kann, wann man den zukünftigen "Urwald" dennoch bearbeiten darf. Diese Urwaldstory ist also eigentlich nur eine Farce, um Hessen-Forst ein grünes Deckmäntelchen-Image zu verpassen.

Das Forstamt Lampertheim hätte besser verschämt geschwiegen, statt seine schlechte Kernflächen-Umsetzung auch noch als wertvollen Beitrag für den Naturschutz zu verkaufen. Ein wahrlich armseliges Ergebnis dieser sich zunächst so toll anhörenden neuen Naturschutzleitlinie.

Unser Forstamt hat fast nur Flächen ausgewiesen, die für die Forstwirtschaft uninteressant sind. Fundierte, bessere Vorschläge von Naturschutzverbänden wurden stillschweigend abgelehnt. Das wurde auch nicht vorab diskutiert. Für die Kernflächenauswahl hatte man sich statt auf schützenswerten Wald auf das halbe Naturschutzgebiet Biedensand am Rhein konzentriert. Auch 70 Prozent eines naturschutzfachlich fragwürdigen Pappelwalds bei Lampertheim wurden so zu zukünftigem Urwald erklärt. Dagegen wurde in unserem großen, wertvollen Waldgebiet so gut wie nichts ausgewiesen!

Meine Analyse: Im Waldgebiet zwischen Bürstadt und Lorsch sind es 2,2 Prozent der dortigen Staatswaldflächen. Und im Wald zwischen Viernheim, Lampertheim und Hüttenfeld sind es 2,7 Prozent, davon ist ein Prozent ungeeignet. Dass das Forstamt die "stabileren Flächen" als Kernflächen nahm, ist nicht nachzuvollziehen. Es hätte hier zig Waldflächen gegeben, die viel mehr Sinn gemacht hätten. Aber dort will man ja noch Kapital aus den dortigen Buchen und Eichen schlagen. Dort geht der Raubbau weiter!

Die Flächenauswahl unseres Forstamtes war wirklich abenteuerlich. Den absoluten Vogel abgeschossen hat: Kernfläche "Autobahndreieck Viernheim" (kein Witz!). Dicht gefolgt auf Platz 2 die "Douglasien-Kernfläche" usw. Wer kann das noch ernst nehmen?

Als Krönung des Ganzen ist dann ein Kiefernwald im Naturschutzgebiet Glockenbuckel abgebildet. Den will man nun gemäß Textuntertitel durch Stilllegung mit alten und toten Bäumen beleben, damit sich dort Hirschkäfer (!) ansiedeln. Das wäre ein wahres biologisches Wunder, denn bisher konnten die Hirschkäfer mit Kiefern noch nichts anfangen. Wie auch die anderen bei uns circa 900 nachgewiesenen, seltenen Käferarten, für die Buchen und Eichen überlebenswichtig sind.

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