Forum der Leser - Zum Bericht über den Stopp der Windkraftanlage durch den ZAKB Auf Deponie muss endlich Ruhe einkehren

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Lernen der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) und Politik aus diesem windigen Experiment? Hat endlich beim ZAKB die Vernunft gesiegt? Bedurfte es dazu nur ein paar nüchterner Zahlen? Dieses Prozedere um die geplante Windkraftanlage (WKA) hat sehr viel Geld gekostet, dennoch rechtfertigen sich die Verantwortlichen und behaupten, sie hätten stets richtig gehandelt und Kritiker gebe es immer.

Damit machen sie es sich zu leicht und verkennen, dass es ohne die Kritiker zu keiner Windmessung gekommen wäre. Erst auf Eingabe der Bürgerinitiative "Gegenwind" an den Ortsbeirat Hüttenfeld hat dieser die Verwaltung der Stadt aufgefordert, eine Windmessung durch den ZAKB zu veranlassen. Ein fataler Fehler war es, diese erst im Nachhinein, nach Beauftragung aller anderen Planungsschritte, durchgeführt zu haben. So wurde im Übereifer der Gaul von hinten aufgezäumt und blind auf die vom TÜV zu hoch veranschlagte Windhöffigkeit mit 5,5 Metern je Sekunde vertraut. Ein Großteil der verausgabten Kosten in Höhe von 462 000 Euro für Planung, Gutachten, Baugenehmigung, Rechtsberatung, Gebühren und so weiter wäre vermeidbar gewesen, wenn man sich zunächst ausschließlich auf die Windmessung konzentriert hätte.

Der ZAKB verschweigt darüber hinaus auch seit langem, dass die Kosten für dieses Windkraftwerk, je nach Gründungsvariante, auf brutto 9,8 bis 10,7 Millionen Euro veranschlagt gewesen sind. Er selbst sprach zwar öffentlich immer nur von 5 Millionen, hat aber andererseits die von den beauftragten Planern veranschlagten Herstellungskosten in Höhe von stolzen 10 Millionen Euro ins Netz gestellt. Diese Schätzkosten waren auch Bestandteil des Bauantrags beim Regierungspräsidium. Wobei die späteren, sehr umfangreichen und vielschichtigen Bauauflagen verständlicherweise in den 10 Millionen noch nicht beinhaltet sein konnten. Es war somit davon auszugehen, dass die Gesamtkosten noch deutlich über die 10 Millionen hinausgegangen wären.

Eine erhebliche Kostenerhöhung hätte sich, gemäß Genehmigungsbescheid, etwa durch Abtrag der Bergkuppe ergeben. Dadurch wäre unter anderem neben dem zusätzlichen Müllmengenabtransport eine wesentlich größere neue Kappenabdichtung notwendig geworden, ebenso wie zusätzlich geforderte Dichtungsmaßnahmen zwischen Fundament und Müllkörper. Das alles war aber zum Zeitpunkt der Bauantragsprüfung kostenmäßig noch nicht berücksichtigt.

Der Öffentlichkeit soll nun weisgemacht werden, dass die Vorlaufkosten von mehr als 462 000 Euro nicht vom Gebührenzahler und auch nicht von den Verbandskommunen aufgebracht werden müssen. Tatsache aber ist, dass diese Kosten als Soll in die Bilanz des ZAKB eingehen und somit den Gewinn schmälern oder den Verlust erhöhen. Der ZAKB betont gerne, dass gerade durch Einnahmen aus regenerativen Energien die Müllgebühren gesenkt oder stabil gehalten werden sollen. Diese runde halbe Million Euro fehlt aber als Einnahme und lässt die Gebühren gerade nicht sinken, sondern eher steigen, was gegenüber dem Bürger natürlich anders begründet wird.

Darüber hinaus ist in Rechnung zu stellen, dass für dieses misslungene Prestigeprojekt seitens der Beteiligten über viele Jahre sinnlose Zeit und Arbeitskraft investiert, um nicht zu sagen verschwendet wurde. Woher nimmt der ZAKB diese Personalressource, was bleibt dafür an anderen bestimmungsgemäßen Aufgaben einfach unerledigt?

Es gilt jetzt einen Schlussstrich unter das verunglückte windige Projekt zu ziehen. Der ZAKB sollte deshalb baldigst den im Übereifer entfernten Deponie-Abschlussstein mit der bronzenen Entfernungsrosette an seinem angestammten Platz, auf dem höchsten Punkt der Deponiekuppe, wieder einbauen. Und auch die Rekultivierung der letzten Deponieabschnitte steht - zehn Jahre nach gesetzlich verordneter Deponieschließung - immer noch aus. Statt immer wieder aufs Neue Wildschäden zu beseitigen und Landschaftsschäden zu produzieren sollte das offensichtlich reichlich vorhandene Geld besser in die gesetzlich vorgeschriebene Rekultivierung der Deponie und Sanierung des Umfeldes gesteckt werden.

Auf und im Umfeld der einstigen Mülldeponie muss endlich Ruhe einkehren, damit die Natur die geschlagenen Wunden wieder heilen kann, statt dort erneut und immer wieder weitere Landschaftsschäden zu produzieren. Weitere Photovoltaik ist daher allenfalls auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes angebracht, aber nicht zur weiteren Überdachung des Müllberges, mit schwerwiegenden Folgen für eine sichere und nachhaltige Nachsorge der Deponie. Aber das ist ein neues Thema. Es wäre wünschenswert, wenn die Verantwortlichen aus den vergangenen Fehlern lernen und folglich ein wenig umsichtiger und besonnener ihren Primäraufgaben nachkommen würden.

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