Adler Mannheim - Einige Anhänger sind seit Jahren treue Dauerkarten-Kunden, andere finden nach einer kurzen Auszeit zurück zu ihrer Herzensangelegenheit

Die Liebe zu den Adlern stirbt nie

Von 
Christian Rotter
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Drei von 7300 Dauerkarten-Besitzern: das Ehepaar Peter und Gerda Zawierucha sowie Stephan Lyncker (von links).

© Binder

Mannheim. Vor drei Jahren hatte Karl Hennegriff genug. Seit 1974 pilgerte der Feudenheimer zum Mannheimer Eishockey, litt im Friedrichspark mit dem MERC und kaufte sich seit dem Umzug in die SAP Arena 2005 eine Dauerkarte für die Adler. Doch dann wollte er nicht mehr. "Ich war konsequent, schweren Herzens habe ich mir kein Saisonticket mehr geholt", erzählt der 62-Jährige. Das Feuer, es war fast erloschen. Es ging nicht einmal in erster Linie darum, dass die Blau-Weiß-Roten seit 2007 auf eine Meisterschaft warten mussten, sondern Hennegriff gefielen die Leistungen auf dem Eis nicht mehr.

Gemeinsam mit Wolfgang Keller, mit dem er in den Jahren zuvor so manche Niederlage verdaut und so manchen Sieg gefeiert hatte, zog er einen Schlussstrich. Die Zeiten mit Dauerkarte sollten der Vergangenheit angehören. Doch so ganz ließ ihn seine große Leidenschaft nicht los. Viele seiner Freunde pilgerten weiter in die SAP Arena. "Im Internet oder Videotext habe ich mich immer informiert, wie es bei den Adlern steht", sagt er. Im vergangenen Jahr loderte das Feuer wieder auf. Als die Adler unter Geoff Ward bewiesen, dass sich attraktives und erfolgreiches Eishockey nicht kategorisch ausschließen müssen, packte auch Hennegriff wieder die Euphorie.

Neuer DEL-Dauerkartenrekord

In den Play-offs ging's für ihn wieder ins Stadion, trotz guter Beziehungen bekam er aber nicht immer eine Karte. Da Eishockey in Mannheim mehr ist als der Sport auf dem Eis, entschloss sich Hennegriff zum Rücktritt vom Rücktritt. In diesem Sommer kaufte er sich wieder eine Dauerkarte und sorgte mit dafür, dass der Klub mit über 7300 abgesetzten Saisontickets einen neuen DEL-Rekord aufstellte. Der Stammtisch mit seinen Freunden, der zu Friedrichsparkzeiten im "Moggl" ins Leben gerufen wurde, wird nun im "Rosso" in der SAP Arena fortgeführt.

Eine Saison ohne Adler-Dauerkarte? Das würde für Stephan Lyncker nie infrage kommen. "Das hat mir mein Vater Helmar eingeimpft", sagt der 44-Jährige, der in Fan-Kreisen unter dem Alias "Cyrus" bestens bekannt ist: "Mein Vater war dabei, als zu Zweitliga-Zeiten 40, 50 Fans in den Friedrichspark gekommen sind. Er hat gesagt: ,Wenn du zu einer Mannschaft stehst, gehst du hin - egal, wie es läuft.' Das habe ich immer so gehandhabt."

Seit eh und je auf dem Sitzplatz

Der Vater nahm Stephan mit zum Eishockey, als dieser noch ein Knirps war. Gemeinsam erlebten sie 1980 die Meisterschaft des MERC, Mitte der 80er Jahre kaufte sich der Sohn erstmals eine Dauerkarte - seit eh und je auf dem Sitzplatz. Und das aus einem einfachen Grund: Die Familie betreibt in den L-Quadraten das Spirituosengeschäft "Genuss im Quadrat". Da an Freitagen nicht daran zu denken war, den Laden vor 19.15 Uhr zu verlassen, und der Stehplatz im Friedrichspark zu dieser Uhrzeit nicht selten schon pickepacke voll war, war der Sitzplatz die bessere Alternative.

Das ist er auch heute noch. Block 212, Reihe 11, Platz 1. Dort ist Lyncker bei den Adler-Heimspielen anzutreffen. Auch nach der verschenkten Meisterschaft 2012 spielte er nie mit dem Gedanken, seine Dauerkarte aufzugeben. "Es geht ja auch darum, Freunde zu treffen, sich zu unterhalten", sagt der 44-Jährige, der in der vergangenen Saison für sein Durchhaltevermögen belohnt wurde: "Es ist fast alles perfekt gelaufen." Dass die Adler nun den Dauerkartenrekord feiern dürfen, beurteilt der Fan von Jon Rheault - mit dem Adler-Stürmer teilt er die Leidenschaft für einen guten Whisky - so: "Das ist halt einfach Mannheim. Die Stadt ist eishockeyverrückt."

Die Adler - auch für das Ehepaar Zawierucha ist das nicht einfach nur ein Klub. Sie hängen mit dem Herzen an ihm, in den vergangenen Jahren stellte ihre große Leidenschaft sie aber vor eine echte Bewährungsprobe: Während Peter Zawierucha den Blau-Weiß-Roten standfest die Treue hielt und sich stets ein Saisonticket kaufte, war für seine Ehefrau Gerda irgendwann Schluss. "Vor drei Jahren habe ich mir gesagt: Jetzt langt's" erzählt die 70-Jährige. Da sie zu erkennen glaubte, dass die Spieler nicht immer alles gaben, fasste sie einen Entschluss: "Ich hole mir erst wieder eine Dauerkarte, wenn die Adler das Halbfinale erreichen."

Gerda Zawierucha hielt Wort, es blieb bei einer recht kurzen Auszeit. "Ich war ja nie ganz weg. Ich habe immer auf meinen Mann gewartet, bis er von den Spielen nach Hause kam." Und als eine gute Bekannte für einige Wochen nach Neuseeland verreiste, packte sie die Gelegenheit beim Schopf und lieh sich deren Dauerkarte aus. "In der Arena wurde ich immer wieder gefragt: ,Wann kommst du denn wieder?'" In dieser Saison stellt sich diese Frage nicht mehr. Auf dem Sitzplatz wird sie nun alle Spiele verfolgen - von ihrem Mann ist sie nur einige wenige Meter getrennt, denn Peter zieht es nach wie vor auf den Stehplatz. "Dort, wo ich sitze, ist es zwar relativ ruhig, ich habe aber einen guten Blick auf die Spieler und kann erkennen, ob sie Lust haben oder nicht", erklärt Gerda Zawierucha, die bei allen Mannheimer Meisterschaften dabei war, aber einen anderen Moment noch intensiver erlebt hat: "Das war Harold Kreis' Abschiedsspiel. Als damals das Lied ,Für mich soll's rote Rosen regnen' von Hildegard Knef erklang - daran werde ich mich in meinem Leben immer erinnern."

Peter Zawierucha ist seit 1958 Eishockey-Fan. Mit seiner Ehefrau und seinem Sohn Markus erlebte er den 80er-Titelgewinn live mit. "Ich habe noch den Helm von Etz und einen Schläger von Weishaupt", erzählt der 67-Jährige nicht ohne Stolz. Nach der ersten DEL-Meisterschaft unter Trainer Lance Nethery gab's zur Saison 1997/1998 die erste Dauerkarte. Nun ist er froh, dass es auch seine bessere Hälfte wieder in die Arena zieht und der Haussegen nicht mehr schief hängt. Die Adler - so richtig lassen sie einen nie los.

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