Partnerschaft - Freundeskreis hält Andenken an Opfer hoch

Wegen Krieg kaum Austausch

Von 
bjz
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Ludwigshafen. Der Großbrand am Danziger Platz wirkt bis heute nach – und das nicht nur in den Köpfen und Emotionen der Menschen. Sichtbares Zeichen ist die partnerschaftliche Verbindung von Ludwigshafen und Gaziantep. Die vier Frauen und fünf Kinder, die bei dem Großbrand ums Leben gekommen waren, stammten alle aus der Kommune in Südanatolien. Die mit 1,9 Millionen Einwohnern sechstgrößte Stadt der Türkei liegt keine 70 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt.

Nach dem Brand bekundete Gaziantep ein starkes Interesse an einer engeren Verbindung. Bei der Gedenkfeier zum ersten Jahrestag des Unglücks verkündeten die beiden Städte ihre Verschwisterungsabsicht. Am 1. April 2009 unterzeichneten die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse und ihr türkischer Kollege Asim Güzelbey den Freundschaftsvertrag. Seit Anfang Mai 2012 gilt die Partnerschaft offiziell.

„Durch Begegnungen vor allem zwischen der Jugend beider Städte soll sich eine neue Kultur des Miteinanders, der Toleranz und der Völkerverständigung entwickeln“, erläutert die Verwaltung Sinn und Zweck der Verbindung. „Der Jugendaustausch funktioniert auch noch“, freut sich Hans-Uwe Daumann, Vorsitzender des Freundeskreises Ludwigshafen-Gaziantep, auch wenn er derzeit ausgesetzt ist: Gaziantep liegt in einer Krisenregion. Darüber hinaus gebe es leider nur noch wenig Engagement.

Stadt in einer Krisenregion

Dieser Stillstand hänge unter anderem mit der Polarisierung der türkischen Gemeinschaft in Deutschland in ihrer Haltung zur AKP zusammen. „Die AKP-Anhänger sind uns alle weggelaufen“, bedauert Daumann. Auch die geografische Lage tue ein Übriges. Schließlich liegt die Stadt in der Nähe der syrischen Grenze und der Stadt Aleppo. Auch dass Erdogan gerade einen Angriff auf die syrische Stadt Afrin starten ließ, lässt die Bürger in Gaziantep sicher an andere Dinge denken als an Städtepartnerschaften.

Gleichwohl will Daumann den Freundeskreis weiter mit Leben füllen. Viermal sei man schon zu Besuch in der türkischen Partnerstadt gewesen. Immer sei der erste Weg zum Friedhof gewesen, um die Gräber der Ludwigshafener Brandopfer zu besuchen. Es sei das wichtigste Ziel des Freundeskreises, das Andenken an die Opfer aufrecht zu erhalten. bjz

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