Campus - Neubau der Universität Mannheim in B6 der Medien- und Kommunikationswissenschaft unter der Lupe

Zwischen Zuspruch und Kritik

Von 
Natalie Magri
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Auf dem Foto ist die Rückseite des Gebäudes in B6, 30-32 mit der ausgefallenen Fassadenstruktur zu sehen. © MGI

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter, Sekretärinnen, Professoren und Doktoren der Mannheimer Medien- und Kommunikationswissenschaft (MKW) sind im August vergangenen Jahres im neuen Gebäude der Universität Mannheim im Stadtquadrat B6 eingezogen. Wie zufrieden sind sie und die Studierenden mit dem rund 5100 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Bau, in den die Universität laut eigenen Angaben 20 Millionen Euro investiert hat?

Das Gebäude B6, 30-32

Der erste Preis des Architekturwettbewerbs ging 2013 an das Stuttgarter Architekturbüro „wulf architekten gmbh“

Am 11. März 2016 wurde Richtfest gefeiert.

Den größten Teil der Baukosten trägt die Uni Mannheim, nach eigener Aussage 20 Millionen Euro.

Im Gebäude gibt es 156 Arbeitsplätze in Doppel- und Großraumbüros sowie Seminar- und Unterrichtsräume und studentische Arbeitsplätze.

Sonderforschungsbereiche, Graduiertenschule und der Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaftensind im August 2017 in das Gebäude eingezogen. kie

Probleme bei der Belüftung

Vor dem Einzug in das neue Campus-Gebäude war der Fachbereich MKW, in drei verschiedenen Stockwerken im Haus Oberrhein in der Rheinvorlandstraße 5 untergebracht. Sekretärin Karen Kent empfindet die jetzige Unterbringung des Fachbereichs auf einem gemeinsamen Stockwerk als angenehm.

Auch Matthias Kohring, Professor der MKW, kann dem zustimmen: „Man hat viel mehr Kontaktmöglichkeiten mit den Kolleginnen und Kollegen“. Zudem lobt er die Innenstadtlage und den kürzeren Weg vom Schloss aus. Laut Peter Vorderer, ebenfalls Professor der MKW, stellten breite Bahngleise auf dem Weg zu Haus Oberrhein eine Unfallquelle für Radfahrer dar.

Alle Türen im Erdgeschoss, die als Fluchttüren konzipiert seien, ließen sich nach außen öffnen, erklärt Hans-Jürgen Breuning von den Stuttgarter Wulf Architekten, welche das Gebäude entworfen haben. Jedoch lassen sich die Haupteingangstüren nicht nach außen öffnen. „Die Haupteingangstüren im Süden gehen nach innen auf, damit sie sich nicht mit dem Gehweg überschneiden“, klärt Breuning auf. Und wie gestalten sich die alltäglichen Wege innerhalb von B6? Der Fahrstuhl bereitet Bauchschmerzen: „Man weiß nicht, ob man ihn benutzen soll“, zögert die 27-jährige Laura Hesse. Die Studentin der Medien- und Kommunikationswissenschaften verweist auf ein gelegentliches Ruckeln.

Im neuen Gebäude stehen den MKW-Studierenden nun mehr Seminarräume sowie Lernbereiche zur Verfügung. Hesse lobt die ausreichend vorhandenen Lernecken. Kritik hagelt es aber für die Stühle in den Seminarräumen, die man ineinander haken müsse.

Laut Vorderer sind die jetzigen Seminarräume zum Teil auch zu groß für kleinere Seminargruppen, doch B6 bietet Raum für Flexibilität. Vorderer hält seine kleineren Seminare auch gerne mal in dem ursprünglich für Dozenten geplanten Besprechungsraum ab: „Der Besprechungsraum ist natürlich sehr schön, gut ausgestattet mit Beamer und für uns ist er hervorragend, aber er ist nicht deklariert als normaler Veranstaltungsraum“. Er erzählt von kleineren Gruppen, die bei seinen Seminaren um einen Tisch sitzen: „Ich habe Hauptseminare mit zehn Teilnehmenden gehabt, das war fantastisch“.

Doch wie sieht es mit der Belüftung aus? Hierzu existieren zwei getrennte Systeme: Die Fenster der Büroräume müssen zur Belüftung geöffnet werden, da es hier im Gegensatz zu den Seminarräumen keine Lüftungsanlage gibt. Bis jetzt sei es aber auch so in Ordnung gewesen, gibt sich Kent zufrieden. In den Bereichen mit mechanischer Lüftung ließen sich die Fenster nicht öffnen, da dies zur Störung der Lüftung führen würde, erklärt Breuning.

Zufriedenstellend funktioniert die Lüftung trotzdem nicht: Hesse berichtet von ständig verbrauchter Luft in den Seminarräumen sowie dem Fehlen einer Kontrollmöglichkeit für die Raumtemperatur. „Wenn jemand neben dem Büro vorbeiläuft, sieht man sich gleich, und das Auge verfolgt ja Bewegungen am Rand des Sichtfelds gern“, kritisiert Rainer Freudenthaler, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Jedoch ergäbe sich aus den Fenstern zum Gang auch der Vorteil, dass dort nicht den ganzen Tag Licht brennen müsse, fügt er hinzu.

Schöne und helle Räume

Die Fenster seien so platziert, dass man sich nicht beobachtet vorkäme, so Freudenthaler „Ich fühle mich gar nicht beobachtet“, bestätigt Kohring. Vorderer bewertet das Transparenz-Konzept weniger positiv: „Ich finde, es muss auch ein bisschen Privatheit geben“. Er und ein paar Kollegen haben an den transparenten Flächen zum Flur hin Kalender und Notizen als Sichtschutz angebracht.

„Mir geht es nicht darum, dass ich abgelenkt bin, ich will nur nicht immer auf dem Präsentierteller sitzen“, erläutert Vorderer mit Verweis auf den erhöhten Durchgangsverkehr durch Studierende und Kollegen. Im Haus Oberrhein seien nur Personen in das Stockwerk gekommen, die auch wirklich dorthin wollten, unterscheidet Vorderer. Dazu kommt eine erschwerte Orientierung im neuen Gebäude: „Es sieht alles gleich aus, sich zurecht zu finden ist ein bisschen schwierig“, merkt Hesse in Bezug auf die Bürobereiche an. Zumindest stimmen die Lichtverhältnisse: „Ich finde die neuen Räumlichkeiten sehr schön und hell“, lobt Kent B6.

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