Abschiebung - Verständnis für eine Mutter, die ihre Kinder mit vorgehaltenem Messer beschützen will Warum mitten in der Nacht um 4 Uhr?

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Laut Polizeibericht vom 21. November in unserer Zeitung unter dem Titel „Frau zückt Messer“, hat in Rimbach für zwei kleine Kinder (sechs und acht Jahre alt) in der Nacht zuvor um 4 Uhr morgens ein Alptraum begonnen, der sie für den Rest ihres Lebens prägen wird, den sie wahrscheinlich nie mehr vergessen werden. Gar nicht davon zu reden, was sie bisher schon Schlimmes erleben mussten.

Ich weiß nicht, wie lange diese Familie schon in Deutschland ist, was sie Böses getan hat und weshalb sie ausgewiesen werden sollte. Und warum – als Armenier – in die Slowakei? Sind sie von dort gekommen? Sprechen sie diese Sprache? Das alles kann ich nicht beurteilen.

Aber, warum muss eine solche Aktion bei Nacht und Nebel ablaufen? Man liest es zwar immer, dass Leute, die Deutschland wieder verlassen müssen, zu nachtschlafender Zeit aus ihren Betten geholt und abtransportiert werden. Ich sage es nicht gerne, aber es erinnert uns doch alle an die gleichen Methoden im „Dritten Reich“! Ich erinnere mich noch sehr gut daran, während des Krieges – als Zeitzeugin – als plötzlich Mitschüler von einem auf den anderen Tag nicht mehr im Unterricht waren. Wir waren kleine Kinder, hatten keine Ahnung von den Hintergründen.

Ich gehe davon aus, dass der oder die Achtjährige in die Schule ging. Wenn ja, wie erklärt der Lehrer den anderen das Fehlen des Kindes? Ich frage mich, wer in diesem Fall eine derart unmenschliche Art Ausweisung angeordnet hat? Es ist das Letzte, wenn Kinder dabei erbarmungslos aus dem Schlaf gerissen werden. Dass diese Leute sich nicht schämen, nachts selbst noch ruhig schlafen können?! Gilt Absatz 1 im Grundgesetz für sie nicht? „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ Vielleicht haben sie aber auch, da sie ja sehr wohl wussten, es trifft besonders kleine Kinder, eines Tages (verdientermaßen) schlimme Alpträume?

Was wusste eigentlich der Bürgermeister von Rimbach? Seit vielen Wochen bringen die Medien in ganz Deutschland die Reichspogromnacht vor 80 Jahren in Bild und Ton der Bevölkerung ins Bewusstsein: „Sowas darf nie mehr passieren!“ Es passiert jeden Tag!

Man könnte laut lachen, wenn es nicht so traurig wäre! Nach den unzähligen Gedenkfeiern der letzten Wochen, Kranzniederlegungen mit salbungsvollen Reden hoher Persönlichkeiten, Riesenbrimborium, werden nach wie vor solche Aktionen, die das Tageslicht scheuen, durchgeführt!

Wie war wohl den ausführenden Polizisten vor Ort zumute? Kann sein, dass der eine oder andere kleine Kinder hat, die nachts wohlbehütet schlafen dürfen, die keiner aus dem Schlaf reißt und mitnimmt! Sie hatten ja sicher keine Wahl. Wieso auch noch Feuerwehr? Was für eine Tragödie!

Jede Mutter wird verstehen, dass diese junge Mutter in ihrer Hilflosigkeit zum Messer gegriffen hat, sich aber bewusst war, dass es sinnlos ist. Die Pfefferspray-Attacke und der Abtransport der Mutter in die Klinik, gab den Kindern mit Sicherheit den letzten Rest.

Wenn solche Kinder als Erwachsene zu Terroristen werden, wieso wundern wir uns? Keiner ist als Terrorist geboren. Es wird wohl niemand davon ausgehen, dass es für diese Familie mit den Kleinen ein friedvolles Weihnachtsfest gibt!

Ich hatte damit gerechnet, dass jede Menge empörte Leserbriefe über diesen Vorfall (der kein Einzelfall ist) erscheinen. Ein Einziger ging nicht zur Tagesordnung über. Nicht zu glauben.

Gisela Wörn, Schwetzingen