Immojournal

Wenn das Wohnen zur Armutsfalle wird

Schuldneratlas 2018: Stark steigende Mieten und Immobilienpreise erhöhen Überschuldungsgefahr

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dpa
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Gut jeder zehnte Erwachsene in Deutschland kann derzeit seine Rechnungen dauerhaft nicht mehr bezahlen – unter anderem, weil für immer mehr Haushalte nach der Mietzahlung kaum noch Geld übrig bleibt. © dpa-avis

Der vielerorts rasante Anstieg der Mieten und Immobilienpreise bringt immer mehr Verbraucher in Deutschland in finanzielle Bedrängnis. „Wohnen ist in deutschen Großstädten in vielen Fällen zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden“, urteilt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem „Schuldneratlas 2018“.

Gut jeder zehnte Erwachsene in Deutschland kann laut Creditreform trotz der guten Konjunktur und der niedrigen Arbeitslosigkeit derzeit seine Rechnungen dauerhaft nicht mehr bezahlen. In diesem Jahr sei die Zahl der überschuldeten Menschen in der Bundesrepublik noch einmal um rund 19 000 auf mehr als 6,9 Millionen gestiegen, hieß es. Schon in den Vorjahren waren die Zahlen gewachsen. Das Gesamtvolumen der Schulden bezifferte Creditreform auf rund 208 Milliarden Euro.

Ein Grund für den Anstieg sind nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei die dramatisch steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt. Die Entwicklung von Einkommen und Wohnkosten habe sich gerade in strukturstarken Regionen wie den Großstädten entkoppelt. Während die Kaufkraft nur noch langsam zulege, erhöhten sich die Kosten für Mieten und Immobilien in großen Schritten.

Für immer mehr Haushalte bleibe deshalb nach der Miete nur noch relativ wenig Geld für die sonstigen Lebenshaltungskosten übrig. Schon kleine unerwartete Ausgaben könnten dann in den Schuldenstress führen, sagte Creditreform-Geschäftsführer Ralf Zirbes. Auch wenn die Miete selbst meist noch bezahlt werde, fehle danach in vielen Fällen das Geld, um andere Verpflichtungen zu erfüllen.

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist nach Angaben der Experten 2018 erneut die Überschuldung alter Menschen. Die Zahl der betroffenen Senioren kletterte um 35 Prozent auf 263 000. Auch unter den 60- bis 69-Jährigen wuchs die Zahl derjenigen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, deutlich. Die Zunahme der Erwerbstätigkeit im Rentenalter sei ein Indiz dafür, dass die Rente oft nicht mehr ausreiche, sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, Michael Bretz. Der Blick in die Zukunft fällt angesichts der sich eintrübenden Konjunktur eher pessimistisch aus. Es sei damit zu rechnen, „dass das Überschuldungsrisiko für die deutschen Verbraucher und somit auch die Zahl überschuldeter Verbraucher in Deutschland kurz- und mittelfristig weiter steigen werden“, heißt es in der Studie. dpa

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