Diskussion um die Hauptschule - Wenn ein Engel die Schüler behütet / Erkenntnisse einer Mutter mit einem Sohn im heutigen Schulsystem Auch das ehrenamtliche Engagement einbeziehen

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Nun ist es soweit. Wir sind mitten in der Ankunft, gerade eben habe ich einen Leserbrief („Der Hauptschullehrer reibt sich die Augen“) gelesen, bin sehr erfreut, es tut sich was, wachen wir endlich auf, folgen wir dem Stern, kommt endlich der Heiligenschein, an so machen Tagen fühle ich mich wie Maria, die ihr Kind behütet und bewacht. Nur bei mir sind es zwei Söhne, die man behüten möchte.

Die Geschichte vom Jesuskind hat ja auch Großartiges in uns erweckt, in einfachen Verhältnissen kam er auf die Welt, aus einem Problem kam eine Lösung und sie wurden nicht abgeschoben. Heute kann man ihn in Kirchen und Büchern bewundern, es war kein Studierender in diesem Sinn, keine Matheformeln quälten ihn. Er war für die Menschen da, er lernte aus Erfahrungen für das Leben, jedoch musste er auch kämpfen, sich beweisen.

Schöne Weihnachtsgeschichte von Maria und Josef, aber die Realität spricht heute eine andere Sprache. An manchen Tagen kommt es mir so vor, dass man nicht behütend für sein Kind da sein darf, da es andere gibt, die uns sagen, was wir zu tun haben. Ich selbst komme aus einer reinen Handwerker-Familie und kämpfe dafür, dass die Jugend nicht schlecht gemacht wird, nicht sie sind schlecht oder dumm, wie manche behaupten, sondern unsere Gesellschaft macht unsere Kinder schlecht – davon bin überzeugt.

Auch ich habe die Hauptschule besucht, hatte wunderbare, aber auch strenge Lehrer, die uns zur Seite standen. Als Mädchen durfte ich keinen Handwerkerberuf ausüben damals, hierzu hätte der Abschluss gereicht. Ich war kein Wunderkind, doch ich hatte einige später in Wunder versetzt. Ich alleine habe für mich entschieden. Ich quälte mich durch Matheformeln, weil ich es wollte, um zu beweisen, dass ich mehr kann.

Aber noch mal zurück in unsere Adventszeit, ich habe Hoffnung und erlebe es mit, denn nicht nur die Ankunft, auch ein Wandel steht uns bevor. Ich lege jedem ans Herz, für seine Ziele zu kämpfen, die Hoffnung nicht aufgeben. Ich habe sie nicht aufgegeben und in unserem Schulsystem eine Ansprechpartnerin gefunden, die selbst 14 Jahre auf einer Hauptschule unterrichtete.

Danke, hier kommt meine Sprache endlich an, hier versteht man mich, es geschieht also ein Wunder für mich. Ich bin vielleicht politisch noch nicht mit komplizierten Gesetzen und der Sprache vertraut, aber ich spreche die Sprache vieler hoffnungsloser Eltern auf eine einfache Sprache, bewege mich oft in einer Gewitterwolke, auch wenn ihre Schützlinge einfach nicht das erreichen, was man in der Schule verlangt. Schade, da sie aber dafür vielleicht sehr in der Gesellschaft engagiert sind – in der Jugendfeuerwehr, dem Jugendrotkreuz, Kirche und Sportverein, könnte man da nicht stolz sein? Nein, ein Ehrenamt zählt nichts, davon profitiert scheinbar eine Schule nicht, dabei könnte man ja schön finden, dass es seine Schüler sind. Diese ehemalige Lehrerin, die heute eine andere schulische Position eingenommen hat, auch sie war oft an ihrer Grenze. So mancher Schüler zweifelte, dass er je Fuß fassen wird und sie ist heute überglücklich darüber, wenn sie Schüler trifft, die es geschafft haben. Vielleicht hat sie niemals die Hoffnung aufgegeben.

Die Frau kam urplötzlich wie vom Himmel, als Botin wurde sie uns geschickt, sozusagen einer der drei heiligen Könige, die anderen sind noch unterwegs, so hoffe ich. Denn ganz ohne Begleitung sind Kinder in diesem System nichts. Sie hat sich – wie in der Nacht beim Jesuskind – Gedanken gemacht, wie man ein Problem lösen kann, es gab keine Herberge und doch wurden sie aufgenommen. Damit möchte ich sagen, dass unsere Schüler kein Highlight mit riesigen neuen mutliplexen Gebäuden brauchen, sondern einen Platz der Ankunft.

Daher möchte ich nur etwas zitieren aus dem Brief von Ulrich Kobelke „Hauptschullehrer reibt sich die die Augen – mehr gibt es nicht zu sagen“. Ich wünschte mir mehr von diesen Engeln, die über unsere Kinder wachen, die noch an Zeichen und Wunder glauben. Ich werde nicht aufhören, daran zu glauben, dass sie uns 2019 erscheinen und wünsche allen Lesern eine friedliche und segensreiche Weihnacht und Gesundheit.

Sabine Englert, Schwetzingen