Augenschmaus und Gaumenschmeichler

Blütenmenüs: Gartenblumen sehen nicht nur in der Vase schön aus - auch auf dem Teller sind sie ein geschmackvoller Blickfang

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Schmucke und duftende Blumen zieren in diesen Tagen noch Gärten und Balkone. Astern, Dahlien und Chrysanthemen schillern in den Farben des Herbstes. Viele Menschen erfreuen sich an dem Genuss für Augen und Nase, ohne zu wissen, dass zahlreiche Blüten auch essbar sind.

Zwar liegt gelegentlich eine Blüte der Kapuzinerkresse als Dekoration am Tellerrand oder auf einem Salat, doch ist die Blüte bislang in Deutschland noch nicht selbstverständlich in der Küche angekommen - und das, obwohl sie in der Antike und im Mittelalter ebenso zum Küchenalltag gehörte wie Kräuter.

Doch wer kann schon von sich sagen, dass er weiß, wie Veilchen, Nelkenblüten oder Lilien schmecken? Dabei blühen in den Gärten und auf den Balkonen zahlreiche Blumen, deren Aromen nur darauf warten, entdeckt zu werden. So schmecken zum Beispiel die Blütenblätter der Dahlie würzig-säuerlich und manchmal leicht bitter. Doch gibt man etwas Zucker zum Abmildern des Geschmacks hinzu, sind sie eine echte Delikatesse. Und ihr Einsatzgebiet ist vielfältig: ob als Salat zubereitet, zum Verfeinern von Suppen, Gelees oder Saucen oder zum Aromatisieren von Spirituosen.

Die häufigen Garten-Nachbarn der Dahlie sind Chrysanthemen und diese haben vor allem in der ostasiatischen Küche eine lange Tradition. Sie sind dort in Schnaps enthalten, werden mit Wasser übergossen zum Tee und sind Bestandteil des klassischen Chop Suey.

Wie wäre es zum Beispiel mit einem Carpaccio vom Rind mit Chrysanthemenblüten zur Vorspeise, bevor dann zum Hauptgang Rosenblüten-Risotto mit Zanderfilet serviert wird? Den Abschluss könnte schließlich ein Lavendelhonig-Parfait mit Walnüssen und Liebesplätzchen bilden.

Wem nun schon die Neugier in den Fingern kitzelt und das Wasser im Mund zusammenläuft, der kann gleich nach draußen gehen und die farbenfrohen Köstlichkeiten probieren. Es gibt lediglich ein paar Regeln zu beachten: Nur die Blüten, von denen man sicher ist, dass sie genießbar sind, sollten zum Experimentieren in die Küche kommen. Außerdem ist es wichtig, dass die Blüten nicht mit Chemikalien und Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden. Deshalb ist es ratsam, sie entweder explizit als essbare Blüten im Gemüsegeschäft zu kaufen oder aus dem eigenen Garten oder Balkon zu pflücken, wo man sie selbst nach ökologischen Grundsätzen angebaut hat. Weil nicht ausgeschlossen ist, dass Blüten bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen können, ist es besser, die Pollen tragenden Pflanzenteile wie Staubgefäße und Stempel zu entfernen.

Nun aber los, zur Ernte - optimalerweise in den Morgenstunden, wenn der Tau getrocknet ist und die Sonne noch nicht zu stark scheint. Duft und Aromen sind bei den Blüten am intensivsten, die sich gerade erst geöffnet haben. Und wer die neu entdeckten Geschmackserlebnisse auch in die kalten Wintermonate mitnehmen möchte, kann die Blüten trocknen, indem er sie zum Beispiel bündelt und kopfüber in warmen, gut durchlüfteten, möglichst dunklen Räumen aufhängt. Sollten im Garten gerade nicht genügend Blumen blühen, können Herbst und Winter auch in der Vorfreude auf die kommende Gartensaison genutzt werden, um die Bepflanzung für das Frühjahr zu planen und vorzubereiten. Vielleicht wird es ja in einer Ecke einen "essbaren" Blütengarten geben? ho

n Tipp: Unterstützung beim Kennenlernen der Blütenküche bieten zahlreiche Bücher, wie zum Beispiel "Blütenmenüs: Der Garten bittet zu Tisch" von Martina Kabitzsch, die Obst- und Gemüsehändler der Region sowie Blumen- und Gartenfachgeschäfte.

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