Waldnutzung Bäume fällen für eine Blockade von Mountainbikern?

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„Baumstämme gegen illegale Wald-Strecken“, BA vom Mittwoch, 6. März

Nur vorweg: Ich bin kein Mountainbiker, sondern Rennradfahrer und Spaziergänger.

Gelegentlich bin ich am Melibokus zu Fuß unterwegs und bin auf ein Schild „Tibia Trail“ gestoßen. Der Name hat mich amüsiert, denn ich bin Mediziner und die Tibia ist unser Schienbein. Ich wünsche dem Errichter dieses Schildes und offensichtlich auch dem Architekten und Urheber von verschiedenen Strecken für Mountainbikes allseits gute Fahrt und ein intaktes und gesundes Schienbein. Mit seinem Fahrrad stört er mich als Fußgänger weit weniger, wenn er außerhalb der Wege auf „seiner“ Strecke unterwegs ist.

Im Übrigen finde ich es schön, wenn junge Leute heutzutage PC, Internet, Facebook, Instagram und Twitter ignorieren, in die Natur raus gehen und die eine oder andere – na gut – illegale Spur in den Waldboden ziehen. Schlimmer wäre es, wenn sie den Wald wirklich schädigen würden.

Wer stört das Wild wie stark?

Dass sie das Wild mehr als Fußgänger oder Pilzsammler, die ja auch abseits befestigter Wege unterwegs sind, stören, ist für mich nicht offenkundig. Sie sollen auf den bestehenden Wegen fahren, aber Fußgänger zucken zusammen, weil sie von Radfahrern überholt werden, so wird ein Jäger in dem Artikel zitiert, er davon berichtet, dass ihn Fußgänger angesprochen hätten. Sind denn nun die Radfahrer auf den „richtigen“ Wegen oder die Fußgänger abseits des Weges, das wird nicht so ganz klar. Gegen wen soll hier argumentiert werden? Gegen Radfahrer im Wald per se? Gegen das Verlassen der befestigten Wege? Gegen illegale Trails? Gegen Pilzesammler?

Die Förster haben es aber schwer und machen alles richtig? Vielleicht sollte man mal über ihr Verhalten, über ihre Maßnahmen nachdenken. Ist nicht die Hege und Pflege des Waldes ihre Aufgabe? Nun gehen sie mit deutscher Gründlichkeit gegen ein paar Trails, die in den Waldboden gezogen wurden, vor. Stark! Beeindruckend!

Es ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, völlig inakzeptabel und der Natur gegenüber rücksichtslos, dass hier vom Förster persönlich Bäume abgeholzt werden, um Strecken unpassierbar zu machen. Kein Totholz wird verwandt – nein, kräftige, gesunde Bäume mit bis zu 30 Zentimetern Stammdurchmesser werden einfach gefällt. Das entspricht einem Lebensalter von 20 bis 50 Jahren und mehr. Nur um einen Trail, eine in den Waldboden gezogenen Spur, unpassierbar zu machen – unglaublich, unfassbar und meines Erachtens deutlich über das Ziel hinausgeschossen.

Kein Kavaliersdelikt

Was würde mir blühen, wenn ich dem Timbersport nachgehen würde und mich mit meiner neuen Stihl-Motorsäge oder einer schweren Axt im Wald betätigen würde. Hier wird das „Waldgesetz“ zitiert. Ich kenne dieses Gesetz nicht, aber im Bußgeldkatalog wird das Fällen von mehreren Bäumen mit bis zu 100 000 Euro bestraft. Daraus ist ersichtlich, dass dies offensichtlich kein Kavaliersdelikt ist – und der Förster fällt mal eben ein paar alte gesunde Bäume. Es stellt sich für mich die Frage: Wer schadet denn dem Wald mehr?

Es ist schwer, hier alle unter einen Hut zu bringen, schon klar. Aber was hier dem Wald, von Menschen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, ihn zu schützen, angetan wird, halte ich doch für mehr als fragwürdig, für unerträglich und absurd. Darüber sollte man auch mal nachdenken.

Waidmannsheil!

Rainer Hartmann

Einhausen

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