Kommunalwahl Die Parteien, der Spiegel und das Mäntelchen

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Die Tageszeitung in Bensheim vor den Kommunalwahlen zu lesen, macht durchaus Sinn. Wer lange genug die Möglichkeit hatte, die Verlautbarungen der Parteien vor solchen Wahlen wahrzunehmen, ist auch in diesem Jahr keineswegs überrascht.

Insbesondere in Bensheim kann man seit Wochen wahrnehmen, dass CDU, Grüne und BfB offensichtlich täglich geradezu selbstverliebt in den Spiegel schauen, sich selbst für gut halten und dabei darauf vertrauen, dass die Bürger kein Erinnerungsvermögen über Verhaltens- und Abstimmungsweisen haben.

Wie in der Grundschule an der Tafel nehmen sie den Schwamm und alles, was sie in den vergangenen Jahren an ungenügender Politik gemacht haben, ist weggewischt. Die Parteien stehen täglich vor dem Spiegel und überlegen, mit welchem Mäntelchen sie heute in der Öffentlichkeit ihre Oberbekleidung (ihr bisheriges Wirken) bedecken.

CDU als „Macher-Partei“

Die CDU zeigt sich im Mäntelchen der Macher-Partei, als Innovationsrakete, ja sogar als bürgernah. Das ist Selbstbewusstsein vom Feinsten. Vielleicht ist es auch fehlende Bodenhaftung? Die Partei, die seit ewigen Zeiten federführend die Zügel in der Hand hat, die sozusagen patriarchalisch die Geschicke Bensheims mit festem Griff (teilweise bis zur Atemnot, siehe Fachmarktzentrum, Parkraumbewirtschaftung, Fußgängerzone) lenkte, präsentiert sich zur Kommunalwahl als die Partei, die alles besser kann als die Mitbewerber. Was über Jahre in Bensheim bei dieser Partei vermisst wurde (zum Beispiel Bürgernähe) steht plötzlich im Wahlprogramm.

Bündnis 90/Die Grünen tragen das Mäntelchen „Schafspelz“. Bei jedem Artikel und Beitrag im BA in den letzten Wochen kann man nur eines herauslesen. Das ist eine neue Partei in Bensheim. Die gab es noch nicht. Die waren im letzten Jahrzehnt bei nichts beteiligt, zumindest nicht bei den Dingen, die schlecht ausgegangen sind.

Als Beispiel hier ist die Bebauung des Stubenwalds zu nennen. Eine Partei, die bundesweit eher für Reglementierung und Verbote steht, zeigt sich aktuell in Bensheim und Umgebung als jemand, der seine Wähler gerne in den Arm nimmt (oder sollte man sagen, auf den Arm nimmt?).

Vor dem Hintergrund des Flächenverbrauchs in der Gemarkung Bensheims ist es äußerst fragwürdig, wenn man als Partei dann noch die Wörter Natur oder Flächenverbrauch in den Mund nimmt. Okay, das Mäntelchen deckt zumindest bis Mitte März einigermaßen alles zu. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Täglich im neuen Gewand

Die Wählergemeinschaft Bürger für Bensheim erfindet sich gerade täglich neu. Um das Ziel zur Kommunalwahl nicht gänzlich zu verfehlen, haben die sich einen ganzen Kleiderschrank mit Mäntelchen zugelegt. Fast täglich zeigt man sich in zuspruchsheischendem neuen Gewand. Und da sich die Köpfe der BfB nie so richtig entscheiden konnten, als was sie gesehen werden wollten, haben sie sich Mäntelchen in den drei Farben Grün, Schwarz und Rot zugelegt. Die Zusammensetzung des Publikums am Laufsteg entscheidet dann, welche Farbe man heute umlegt.

Man kommt nach dem Konsumieren der Pressemeldungen und Berichte im BA zum Ergebnis, dass es wohl einige Akteure in den genannten Parteien gibt, die sich eher als Opfer denn als Mit-Akteure (Täter) der letzten fünf oder zehn Jahre in Bensheim sehen.

Karl Kraft

Bensheim

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