Berliner Ring Es mangelt nicht an Konzepten für den ÖPNV

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„Engpässe rund um die Sportanlagen“, BA vom 8. Januar

Die Forderung nach einem Plan, um im Verkehr „nicht einfach so weiterzumachen“, ist nichts Neues. Zumindest was den ÖPNV anbelangt, liegt der Stadtverwaltung schon seit über eineinhalb Jahren ein Konzept zur Verbesserung der Erreichbarkeit des nördlichen Berliner Rings mit dem ÖPNV vor.

Ich werde nicht müde darauf hinzuweisen, dass Bensheim im innerstädtischen ÖPNV nach wie vor ein verkehrspolitisches Entwicklungsland ist. Trotz Anstrengungen und Initiativen zu konkreten Verbesserungen ist schlicht keine Entwicklung zum Durchbruch des Status quo festzustellen.

Zwar wurden kürzlich schicke neue Anzeigen installiert und ein Linienkonzept durch ein Planungsbüro erarbeitet (soll ab Dezember 2018 in Kraft treten), doch ist das, wenn man genauer hinschaut, nur Kosmetik und die Schaffung von eigentlich selbstverständlichen „Basics“, derer man sich viel früher hätte annehmen müssen.

Zwischen 2012 und 2016 wurden im „Arbeitskreis Stadtbus“ alle Mängel (darunter auch die Unterversorgung des Berliner Rings) identifiziert, vorgetragen, in einem Maßnahmenkatalog (verfügbar auf der Homepage von Pro Bahn Starkenburg) auf 90 Seiten dokumentiert und unter anderem darüber diskutiert, wo noch Linien und Haltestellen benötigt werden und wie ein innovativeres Ruftaxi-Konzept ausgestaltet werden müsste.

Es wurden drei Konzeptvarianten erarbeitet, von dem eine als „Einstieg“ für ein umfangreicheres Konzept schon mit nur moderaten Mehrkosten gegenüber dem heute kaum brauchbaren unnötig hoch subventionierten Stadtbus-Angebot verbunden wäre. In dieser Variante wäre der nördliche Berliner-Ring im Halbstunden-Takt mit der Bensheimer Innenstadt und den wichtigsten Zielen in Auerbach verbunden.

Ob heute oder in Zukunft mehr Bewegung in Politik und Stadtverwaltung reinkommt, um die Mängel zu beheben? Ich weiß es nicht: Meine Stellungnahme zum Entwurf des Linienkonzepts ab Dezember 2018, in der ich unter anderem als „Minimalforderung“ vorschlage, die teilweise parallel zur Linie 669 laufende Linie 677 über den Berliner Ring zu verschwenken, um benannte Erschließungsdefizite zu beheben, blieb bis heute leider unbeantwortet.

Bestes Beispiel aus der Region

In Städten vergleichbarer Größe wird seit rund 20 Jahren ein qualitativ höherwertiger ÖPNV angeboten. Und nein, diese Städte sind daran finanziell nicht zugrunde gegangen, da die Angebotsstrategie eine stärkere Nutzerfinanzierung zur Folge hatte. Bestes Beispiel aus der Region ist das Stadtbuskonzept der Nachbarstädte Michelstadt/Erbach (zusammen 30 000 Einwohner). In den halbstündlich verkehrenden City-Bussen werden dort jährlich 480 000 Fahrgäste befördert.

In der 40 000-Einwohner-Stadt Lemgo bringt es der Stadtbus auf jährlich über zwei Millionen Fahrgäste – Zahlen, von denen der Bensheimer Stadtbus (2013 mit nur 170 000 Fahrgäste auf allen vier Stadtbuslinien) nur träumen kann. Bensheim wird es niemals schaffen, nur annähernd derartige Erfolgsziffern zu berühren, wenn „so weitergemacht wird, wie bisher“.

Bleibt es allenfalls bei dem unter unmöglichen finanziellen Rahmenbedingungen ausgearbeiteten Linienkonzept ab Dezember 2018 – und soll nur das die Zielmarke im ÖPNV für das selbstgesteckte Ziel einer „Klimaneutralen Stadt ab 2050“ sein –, dann gute Nacht, Bensheim.

Peter Castellanos

Bensheim

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