Kürzlich war ich einmal mehr zu einem Chorkonzert in Sankt Georg. Es war noch Zeit, und so wollte ich draußen noch die Sonne genießen und auf den Marktplatz blicken. Aber das Haus am Markt versperrt jede romantische Sicht auf das Geschehen.
Wir sind seit drei Jahren sogenannte Zugereiste, verfolgen jedoch das Geschehen an der Bergstraße täglich im BA - auch die Diskussionen um das Haus am Markt. Als Rheinländer kann man sich nur wundern, "wie im Schicksal ergeben" man die Pläne der Stadt scheinbar hinnimmt.
Signale setzen
Ohne die historischen Hintergründe zu kennen, warum dieses scheußliche Gebäude vor die Kirche Sankt Georg gekommen ist und das Häuser-Ensemble um den Markt "vergewaltigt" hat: Man stelle sich vor, die Sicht auf die Kölner Kathedrale wäre so zugebaut worden. Es wäre zu Unruhen gekommen in der rheinischen Stadt.
Es ist bedauerlich, dass von Initiativen zum Abriss des Hauses und für einen gestalteten Platz weit und breit nichts zu sehen ist. Nicht einmal der einflussreiche Pfarrer Catta kann sich aufschwingen, hier Signale zu setzen.
Die Bürger müssen bezahlen
Beispielsweise könnte die Gemeinde Sankt Georg "aufstehen" und per Großleinwand vor Augen führen, wie schön der Platz ohne Haus am Markt wäre. Denn ein Neubau, wie geplant, würde angesichts der nur verlustbringenden wirtschaftlichen Aussichten - abgesehen von einem möglichen Erfolg einer Eisdiele mit Konditorei - ein Millionengrab für die Bürger der Stadt, die letztlich dafür bezahlen müssen.
Man schlendere einmal gegen 18 Uhr über den Marktplatz, wo zu diesem Zeitpunkt die Menschen an zehn Fingern abzuzählen sind. Welcher Gastronomiebetrieb soll hier existieren? H & M wusste diese Situation sehr wohl abzuschätzen. Welchem Glauben laufen also die städtischen Gremien hinterher, der eine Rentabilität des Gebäudes bringen soll?
Es wird ein Millionengrab werden und bleiben.
Arno Becher
Bensheim
