Stadtentwicklung Gespräch im Traum über das Haus am Markt

Lesedauer

Vorsicht satirisch..! Neulich sprach ich im Traum mit der weit über Hessens Grenzen hinaus unbekannten Stadtarchitektin Bensheims Carmen Torremolinos über ihre Aufgaben und Pläne.

„Frau Torremolinos, man sieht und hört von Ihnen wenig zu den aktuellen Problemen des Bauens und Abreißens in dieser Stadt?“ „Ja, ich habe viel zu tun!“ „Können Sie den Aufgabenbereich Ihres Wirkens näher beschreiben?“ „Ich bekomme von den Stadtoberen gesagt, was ich zu tun habe, und das führe ich aus.“ „Sollte es nicht umgekehrt sein, dass Sie beratend und Vorschläge einbringend dem Stadtparlament zur Seite stehen?“ „Das mag vielleicht in anderen Städten so sein – in Bensheim ist es nicht so.“

„Ein brennendes Problem ist das Haus am Markt . Äußern Sie sich bitte zu dieser Problematik.“ „Ich war schon lange nicht in diesem Gebäude, aber Herr Sachkosy (Sprecher der Stadtoberen) sagte mir, das Haus müsse abgerissen werden.“ „War Herr S. in dem Haus?“ „Er hat es sich angeguckt.“ „Von außen? Und?“ „Er sagte, die Balken müssten gestrichen werden – und das wäre sehr teuer!“ „Das Ständerwerk?“ „Was ist das?“ „Ein Begriff aus der Fachwerktechnik.“ „Noch nie gehört. Unter dem Begriff Ständer verstehe ich etwas anderes, zum Beispiel: Blumenständer. Aber man kann ja nicht alles wissen.“

„Zurück zu einem etwas weniger verfänglichen Thema: Sie haben gesagt, dass Sie das Haus am Markt schon einmal besucht haben. Was halten Sie als Fachfrau von der Bausubstanz?“ „Das Gebäude passt harmonisch zu den anderen Häusern, ist von seiner Substanz keineswegs marode und müsste nicht abgerissen werden. Aber . . .“ „Die Substanz ist also gut!“ „Ja, aber das darf ich nicht sagen.“ „Wieso?“ „Sehen Sie, das Stadtparlament in Bensheim besteht zu 90 Prozent aus Bauingenieuren und Architekten, und die haben viel Ahnung. Da muss ich mich fügen. Das ist wie beim Fußball, da gibt es auch 100 Prozent Nationaltrainer.“

„Wie hoch würden Sie denn die Kosten einschätzen im Vergleich Neubau und Abriss gegenüber Entkernung und Sanierung?“ „Zwischen 30 und maximal 50 Prozent der Kosten eines Neubaus.“ „Warum sagen Sie das nicht den Damen und Herren des Stadtparlaments?“ „Weil die Anforderungen an die Aufgaben einer Stadtarchitektin in Bensheim anders sind als in anderen Städten.“ „Sie sehen auch keine Probleme hinsichtlich der ,Behindertenbegehbarkeit’ und des Einbringens von Fahrstühlen in das vorhandene Gebäude?“ „Heutzutage dürfte das mit modernen technischen Mitteln überhaupt keine Schwierigkeiten bereiten. Aber . . .“ „Sie dürfen es nicht sagen!“ „Genau!“

„Könnte es sein, dass bei Einsatz von schwerem Gerät die Platten des erst für 1,8 Millionen Euro sanierten Belags kaputt gehen könnten?“ „Damit muss man rechnen, Aber . . .“ „Ich habe schon verstanden! Glauben Sie, dass Sie aufgrund dieses offenen Gesprächs mit Herrn S. in . . .“ „Nein, das glaube ich nicht. Das wäre auch gemein.“ „Sie wissen doch gar nicht, was ich Sie fragen wollte.“ „Doch, Sie haben so geguckt.“

„Vielen Dank für dieses Gespräch. Wir Bensheimer denken, dass wir jetzt viel klarer sehen. Ein schönes Weihnachtsfest. Haben Sie schon einen Weihnachtsbaumständer?“ „Sogar zwei. Einen mit Schrauben und einen mit Seilzug. Frohes Fest!“

Gedankensplitter im Halbschlaf

Ich erwachte. Alles ringsum friedlich. Bensheim schläft! Im Halbschlaf treffen mich Gedankensplitter: Kein Verkauf an die HTV, Koalitionsvertrag, Abriss, Vertrag mit Unternehmen schon in trockenen Tüchern; Neubau im Klassizismus, Remake vom Remake, Schwachsinn, alles schon mit der Baufirma festgelegt, Hasenkasten, Denkmal für Herrn . . .; Plattenbelag kaputt, Verschleuderung von Steuergeldern und . . . Ich versuche weiterzuschlafen.

Plötzlich bin ich hellwach: Ich gratuliere der Koalition aus CDU/GLB/BfB zu ihrem Durchsetzungsvermögen: ekelhaft!

Klaus F. Benner

Bensheim

Mehr zum Thema

Bergstraße Bensheim in den 1950er Jahren

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Wirtschafts-Vereinigung Business-Treff mit Bensheimer Themen

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Ukraine-Krieg 200 Menschen wohnen künftig im Lindenfelser Luisenkrankenhaus

Veröffentlicht
Mehr erfahren