Klimademos Grüne sollten mal vor der eigenen Haustür schauen

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Laut, wütend und mit klaren Ansagen, BA vom 16. März

Theodor Heuss, der erste Bundespräsident nach dem Krieg, erinnerte daran, dass die Demokratie als Institution wie als Lebensgesinnung an dem „Ohne mich“ zugrunde gehen müsse; sie lebe aus dem „Mit mir“. Es ist diese positive Haltung des „Mit mir“, welche in unseren Tagen die vielen jungen Leute motiviert, ihre Sorge um Klima und Umwelt in Freitagsdemonstrationen auszudrücken.

Moritz Müller, Stadtverordneter für die Grüne Liste in Bensheim, gibt dafür die prägnante Handlungsanweisung: „Klimaschutz fängt vor der eigenen Haustür an.“ Recht hat er, jedoch empfehle ich ihm, vor den Haustüren der Grünen einmal näher nachzuschauen.

Cem Özdemir war bis 2018 Bundesvorsitzender der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Seine Botschaft an die jungen Demonstranten: „Macht weiter so. Wir Grünen tragen die Botschaft heute ins Parlament und wollen von der Bundesregierung wissen: Wie steht ihr zum Klimastreik?“

Wie wird Cem Özdemir weitermachen? Wo war nur sein ökologisches Gewissen, als er mit Frau und Kindern zwischen den Jahren nach Südamerika flog, um einige Tage in den Anden zu verbringen?

Nach einer unserer großen Tageszeitungen sind Langstrecken-Flugreisen mit Abstand die größten CO2-Verursacher in kurzer Zeit. Für einen Flug an die amerikanische Westküste werden pro Person bis zu sechs Tonnen CO2 ausgestoßen. Dafür könnte ein Mittelklassewagen bei einer Jahresleistung von 12 000 Kilometern drei Jahre fahren. „Klimaschutz fängt vor der eigenen Haustür an“: Offenbar hat Herr Özdemir hier ein wenig die Orientierung verloren.

„Klimabesorgte Klimasünder“

Hören wir Katharina Schulze, Grünen-Chefin und Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag: „ Da die anderen ihre Hände in den Schoß legen, müssen wir die Welt retten.“ Zum Jahreswechsel gönnte sie sich einen Kurztrip nach Kalifornien, doch um ihre Heimat zu schützen, setzte sich diese Vielfliegerin vehement gegen die dritte Startbahn des Münchner Flughafens ein.

Eine Untersuchung der Forschungsgruppe Wahlen ergab: „Mit Abstand sind die Grünen-Wähler diejenigen, die am häufigsten fliegen.“ Zu den „klimabesorgten Klimasündern“ zählt auch Luise Neubauer, die bei Schülerdemos und auf Grünen-Parteitreffen aufrüttelnde Reden hält.

Mit ihren Flug-Fernreisen nach Amerika, Asien und Afrika reiht sie sich nahtlos in die Gruppe jener Leute ein, die anderen Wasser predigen und selbst Wein trinken.

Den jungen Demonstranten möchte man mit Özdemirs Worten empfehlen: „Macht weiter so!“ Jedoch, um glaubwürdig zu sein, sollte jeder „vor der eigenen Haustür“ anfangen: Für Abschlussfahrten, Klassenfahrten und Urlaubsreisen könnten Schüler auf Flug- und Fernreisen verzichten, der Führerschein käme auch mit 20 Jahren noch zurecht (anstatt mit 17), auch ließe sich das Fahrrad häufiger einsetzen.

Es würde die Glaubwürdigkeit von Demos unterstreichen, wenn die Demonstranten bewiesen, dass sie bereit sind, für ihre Ziele ihre Freizeit zu opfern. Da der Unterricht aus Steuermitteln zur Verfügung gestellt wird, geht jeder Unterrichtsausfall letztlich auf Kosten der Steuerzahler. .

Dieter Stephan

Bensheim