Zu leichtes Spiel für den Wolf?, BA vom 14. Juli:
Vermehrt wird in jüngster Vergangenheit der Eindruck vermittelt, der Wolf sei ein blutrünstiger Einzelgänger, der im Odenwald nichts verloren hat. Doch leider werden hier Ursache und Wirkung in fataler Weise verkehrt. Aufklärung wäre jetzt notwendig.
Zunächst möchte ich an die vergangene Berichterstattung erinnern. Es wurden zeitgleich drei Schafe im Mai gerissen. Nachweislich von einem Wolf. Das ist schon wichtig, um den Wolf zu verstehen. Denn es war der unbewachte Moment, bei dem sich der Wolf verhält wie der berühmte Fuchs im Hühnerstall und nach allem schnappt, was sich bewegt. Der Grund ist relativ einfach: Er wurde bei der Nahrungsbeschaffung von der Herde gestört.
Der Wolf ist so intelligent, dass er nur die Menge an Nahrung erlegt, die er auch zum Überleben benötigt. Ein Wolf benötigt etwa drei Kilogramm Fleisch pro Tag. Wölfe sind Opportunisten und fressen das, was leicht zu erlegen ist. Dazu gehören auch zu gering geschützte oder unbewachte Schafe und Kälber.
Den optimalen Schutz bietet eine Kombination aus einem Elektrozaun und einem Herdenschutzhund. Diese großen kräftigen Rassen werden seit Jahrhunderten in süd- und osteuropäischen Wolfsländern zum Schutz von Schafen und Rindern eingesetzt, die sie als ihr „Rudel“ verteidigen. Weitere Herdenschutztiere sind Lamas und Esel. Solche Herdentiere hätten sich im oben erwähnten Fall zwischen das eine Opfer und die Herde gestellt und Schlimmeres verhindert.
Weniger Bürokratie nötig
Derartiger Schutz ist teuer, wird aber von den Bundesländern, auf EU-Vorgaben basierend, gefördert. Zusätzlich wird den Nutztierhaltern eine Entschädigung für jedes gerissene Tier gezahlt.
Ich möchte nicht verschweigen, dass dies mit erheblichem zeitlichem Mehraufwand für die Nutztierhalter verbunden ist. Bürokratie und Genehmigungsdauer müssten hier zwingend verringert werden.
Ich bin froh, dass der Wolf wieder heimisch wird und hoffentlich unter uns Menschen seinen Platz findet, der ihm gebührt. Miteinander statt gegeneinander – auch das wäre eine interessante Geschichte.
Michael Schmitt
Bensheim