Stadtentwicklung Kleingärten als grüne Lunge erhalten

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Ich muss dem Autoren des Leserbrief „Kleingärten nicht zum Gewerbegebiet machen“ (BA vom 25. November) Recht geben. Auch ich denke, dass es an der Zeit ist, dass auch die Stadt Zwingenberg einmal darüber nachdenkt, ob wirklich jede freie Fläche zugebaut beziehungsweise versiegelt werden muss.

In den letzten Jahren sind in Zwingenberg Grünflächen beziehungsweise Freiflächen sukzessiv zugebaut worden. Nachfolgend ein paar Beispiele, um nur einen Teil der betroffenen Zwingenberger Flächen zu nennen:

Der Rasenplatz des Sportplatzes, das komplette Areal der früheren Gärtnerei Buick an der Wiesenpromenade-West oder das komplette Gelände der früheren Druckerei Pipiorke, ebenfalls an der Wiesenpromenade-West.

Grenzen setzen

Ist denn eine Stadt dazu verpflichtet, immer mehr Wohnraum zu bauen oder freies Gelände zum Bebauen zur Verfügung zu stellen? Wann ist die Grenze erreicht, oder gibt es da keine Grenzen?

Wie vereinbart sich das mit der Zertifizierung als Cittaslow im Sinne des weltweiten Netzwerks „lebenswerter Städte“, mit dem die Stadt doch so stolz beworben wird? Im Manifest von Cittaslow steht in Artikel 5: „Eine Cittaslow pflegt und entwickelt wertvolle Naturräume und Biodiversität.“ Versteht man hierunter, dass die Kleingärten von Bürgern einer Cittaslow-Stadt für ein Gewerbegebiet weichen müssen?

In Artikel 9 des Manifestes heißt es: „Eine Cittaslow entscheidet sich für nachhaltige Lösungen. Alle guten Dinge werden beibehalten, was keine negativen Auswirkungen auf die Entwicklung künftiger Generationen haben sollte.“

Was ist nachhaltiger? Kleingärten, in denen die Bürger ihr Obst und Gemüse anbauen, oder ein Gewerbegebiet? Neugeschaffene Arbeitsplätze reichen hier als Antwort nicht aus.

Aufschlussreicher Blick von oben

Ein weiteres Beispiel: der ehemalige Güterbahnhof. Hier sollen auf dem gesamten Areal auch neue Wohnhäuser entstehen. Dafür werden zig alte Bäume gefällt werden müssen. Angeblich werden ja auch wieder neue Bäume gepflanzt. Aber es wird Jahre dauern, bis diese wieder die Größe der alten Bäume erreicht haben und Kohlendioxid umsetzen.

Wenn man von der Luciberghütte in der Weinlage „Alte Burg“ auf Zwingenberg schaut, sind gerade diese beiden Flächen, die jetzt bebaut werden sollen, noch als einzige größere Grünflächen zu sehen. Abgesehen vom Stadtpark, den man doch hoffentlich in den nächsten Jahren beibehalten wird...

In Zeiten, in denen Großstädte über Renaturierung und grüne Lungen in den Innenstädten nachdenken, denken die Verantwortlichen im Rathaus und in der Kommunalpolitik wohl eher in die andere Richtung.

Aber wie es bereits der Leserbriefschreiber erwähnt hat: Wenn es sein muss, dann muss man für seine liebenswerte Stadt auch einmal kämpfen.

Roswitha Schuchmann

Zwingenberg

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