BA-Sommerinterview Landtagswahl: Lambrechts Pfeifen im dunklen Keller

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„Die SPD setzt in Hessen auf Sieg“, BA vom Samstag, 1. September

Christine Lambrechts Ausführungen erinnern an das Pfeifen im dunklen Keller. Genau dort, wo ihre Partei sich in der Wählergunst befindet. Thorsten Schäfer-Gümbel ist bestimmt ein ehrenwerter, ja sympathischer Mann, respektabler Politiker sowieso – aber dass er das einst über Jahrzehnte von der SPD beherrschte Land zurückerobert, darf bezweifelt werden. Dafür hat die Bundespartei zuviel „vergeigt“.

Brachte Schröder das Kunststück fertig, Politik beziehungsweise Gesetze für die Finanzmächtigen und (zum Beispiel Hartz IV) gegen die eigenen Wähler zu verüben – und damit der AfD ein Stück Fundament zu liefern –, haben die Genossen in den vielen Jahren, die sie unter Merkel mitregieren durften, es nicht für nötig gefunden, die schlimmsten Schäden zu korrigieren.

In die Falle getappt

Im Gegenteil: Als Reaktion auf die Absicht der CSU, noch ganz schnell Wählerstimmen mit Steuergeldern zu kaufen, indem man ein spezielles Kleinkindergeld einführen will, das auch von Hartz IV abhängigen Familien voll zugutekommt, tappte der überaus geniale Hubertus Heil in die damit verbundene Falle und verkündete lauthals, dass so etwas nicht gesetzeskonform sei. Der schon jetzt absehbare Erfolg: Die bayerische SPD wird sich wohl nach der Wahl auf Platz vier wiederfinden – und es ist zu befürchten, dass das auf die Hessenwahl 14 Tage später ausstrahlt.

Bei den nächsten Bundestagswahlen dürften die Genossen wohl endgültig „am Ende des Feldes“ landen. Dass die „Krawallschachtel aus der Eifel“ (Kabarettist Urban Priol) mit dem proletarischen Vokabular das abwenden kann, wäre zu wünschen, ist aber eher unwahrscheinlich. 1998 warb die SPD mit einem General-Slogan der offensichtlich bei den Thälmann-Pionieren („Seid bereit!“ „Immer bereit!“) abgekupfert war: „Wir sind bereit.“ Den könnte sie problemlos auch 2021 einsetzen, lediglich um ein „e“abgemagert.

Joachim Mandrysch

Bensheim

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