Kaufprämie für Elektroautos „ÖPNV-Förderung wäre fürs Klima deutlich besser“

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„Höhere Kaufprämie für Elektroautos“, Bergsträßer Anzeiger vom 12. Februar 2020

Vor dem Hintergrund, dass den Kaufprämien vergleichbar gute Signale für den ÖPNV fehlen, erscheint die Wertung der Erhöhung der Kaufprämie für Elektroautos von 4000 auf 6000 Euro als „gutes Signal” (Altmaier) für die Erreichung der Klimaziele zumindest fragwürdig. Dieses Signal verschärft die Schieflage in den Anstrengungen zu einer im Interesse des Klimaschutzes längst überfälligen Verkehrswende durch Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Radverkehrs.

Als Nicht-Autofahrer und Nutzer des ÖPNV im Interesse des Klimaschutzes, die Jahr für Jahr mit überdurchschnittlich steigenden Fahrpreisen belastet werden, können wir uns ohne Neid auf die Autokäufer bei der Prämierung nur vernachlässigt fühlen. Die bis 2030 erwartete Lieferung aus dem Verkehrsbereich zum Erreichen der Klimaziele wird ohne die zentrale Rolle einer erheblichen Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Verkehr nicht möglich sein.

Fragwürdig ist zudem, ob die Zunahme von E-Autos derzeit überhaupt einen Beitrag zur Reduzierung von CO2 leistet. Laut ADAC erzeugt ein Stadt-Kleinwagen mit E-Antrieb bei der Herstellung der Batterie so viel CO2, dass er 37 500 Kilometer mit regenerativ erzeugtem Strom fahren müsste, um mit einem Verbrenner auch nur gleichzuziehen.

Wird er mit der jetzigen Strommischung geladen, dann sind es 127 500 Kilometer. Das E-Auto schädigt also das Klima schon bei der Herstellung und insgesamt deutlich stärker als eines mit Verbrennungsmotor. Stattdessen sollte die klimawirksame Elektromobilität im ÖPNV, die bereits seit dem vorletzten Jahrhundert auf der Schiene funktioniert, gefördert und ausgebaut werden.

Klaus Lemmes

Bensheim

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