Verkehr Radfahrer werden verdrängt und in Konflikte getrieben

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Kritik an geplantem Radschnellweg (BA vom 17.2.2021)

In der Heppenheimer Nordstadt protestieren Anlieger gegen die geplante Radschnellverbindung. Recht haben sie: Die für Fußgänger und Radfahrer erforderliche Breite ist nicht vorhanden.

Viele neuralgische Punkte

Von Zwingenberg nach Auerbach soll ein zu schmaler Feldweg mit großem Aufwand ertüchtigt werden. Im Norden von Zwingenberg muss die enge B 3 mitbenutzt werden; Platz für Radwege gibt es nicht. Im ganzen Verlauf der Vorzugsvariante kann man viele weitere neuralgische Punkte finden. Wenn überhaupt, dann wird das Projekt mit großer Verzögerung realisiert werden.

Ausredegrund fürs Nichtstun

Aber im vergangenen Jahr haben die Heppenheimer Stadtverordneten über den Radweg an der B 3 nach Bensheim diskutiert. Beschluss: Der muss nicht ertüchtigt werden; es kommt ja die parallele Radschnellverbindung. Als Ausredegrund für Nichtstun ist die Planung gelungen, aber sonst?

Eine Routenführung weiter westlich über die Felder wurde verworfen. Sie wäre auch unsinnig, weil kaum jemand von Darmstadt nach Heidelberg durchfahren möchte. Sinnvoll sind schnelle Verbindungen auf Teilstrecken zwischen 5 und vielleicht 20 km, z. B. für Berufspendler. Weite Anfahrten aus den Stadtzentren bis zur Strecke wären kontraproduktiv. Es blieb nur die mittlere Variante, denn die B 3 wollte man vermeiden.

Verbesserungen ausgebremst

Die Maxime „Radfahrer weg von der Hauptstraße; die gehört den Autos“ gilt schon lange. Für dieses Ziel werden gern Sicherheitsbedenken vorgeschoben. Man will „die Radfahrer schützen“, indem man sie in Nebenstraßen lenkt. Sie sollen Umwege fahren und rechts vor links beachten. Bei schlechter Sicht zwischen Häusern (Sicherheit?) führt das zu dauerndem Bremsen und wieder Anfahren.

Mit der Vorzugsvariante würden jetzt die Radfahrer nicht nur verdrängt, sondern auch in Konflikte mit Fußgängern und Anwohnern getrieben. Obendrein wird schon die Planung missbraucht, um die anderswo nötigen Verbesserungen auszubremsen.

Die Straßen sicherer machen

Statt die Radfahrer zu verdrängen, muss man die Straßen für Radfahrer sicher machen. Der direkte Weg ist die B 3, auch für Radfahrer. Auf einigen Teilstrecken gibt es schon Radwege; die sollte man ertüchtigen. An anderen Strecken ist die Straße breit genug, um Radwege anzulegen.

In vielen Ortsdurchfahrten wird sich das leider nicht machen lassen. Hier muss man dafür sorgen, dass Radfahrer und Autos die Straße sicher gemeinsam benutzen können. Auf vierspurigen Teilstücken kann man die rechte Spur zur Fahrradspur machen. Ansonsten helfen Tempo 30 und das neue Schild „Radfahrer überholen verboten“.

Schnellverbindung nur Priorität 2

Radfahrer gehören laut Straßenverkehrsordnung auf die Fahrbahn, sofern nicht geeignete Einrichtungen für sie vorhanden sind. Daher müssen Straßen die Sicherheit der Radfahrer ohne Einschränkung gewährleisten. Das ist Priorität 1. Eine Radschnellverbindung wäre Priorität 2.

Aber diese schlecht durchdachte und ohne Beteiligung der Kommunen entworfene „Vorzugs“variante ist völlig ungeeignet.

Joachim Hönes

Zwingenberg

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