Haus am Markt Sieht so in Bensheim der Blick in die Zukunft aus?

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Haus am Markt - ein neuer Anlauf, BA vom 2. Oktober

Es ist begrüßenswert, dass für ein Projekt wie das Haus am Markt ein renommierter Architekt wie Jo Franzke angefragt wurde.

Warum aber die Rathausspitze dem bekannten Architekten die Zügel anlegte und einen klassizistischen Bau in Auftrag gab, bleibt wohl ihr Geheimnis. Dieses überdimensionierte Gebäude korrespondiert mit keinem der anderen Gebäude auf dem Marktplatz und bleibt ein Fremdkörper, der zusätzlich die Sicht auf Sankt Georg wieder versperrt. Der Klassizismus erreichte in der Zeit zwischen 1770 bis ca. 1840 seinen Höhepunkt - so sieht also in Bensheim der Blick auf die Gegenwart und Zukunft aus?

Fachwerkhäuser sind das Problem

Die Probleme der verfallenden, denkmalgeschützen Fachwerkhäuser bleiben aber weiterhin bestehen. Noch stehen diese und sind nicht abgerissen. Leider glauben viele Kommunalpolitiker an die unsichtbare Hand des Markt(platz)es. Das wird sich alles von ganz alleine regeln, so glauben sie und überlassen diese Gebäude und somit den Marktplatz sich selbst.

Die Gefahr ist dabei offensichtlich, wie schon in der Vergangenheit regelmäßig zu sehen: Die Eigentümer lassen bewusst die Fachwerkhäuser zerfallen, merken ganz plötzlich, dass diese nicht mehr zu sanieren sind, reißen die Gebäude ab und stellen einen weiteren, für sie profitableren Funktionsbau an die Stelle.

Eigentum verpflichtet

Am 8. April berichtete der BA mit dem Titel "Erst die Fachwerkhäuser, dann der Rest" über Annette Hennemann, Landschaftsarchitektin, die sich Gedanken zu den Fachwerkhäusern gemacht hat. Reaktionen auf den Vorschlag einer engagierten Bürgerin und Fachfrau? Fehlanzeige. Dabei steht schon im Grundgesetz, dass Eigentum verpflichtet.

Die Besitzer der Fachwerkhäuser müssen wieder ernsthaft daran erinnert werden. Ergeben die Gespräche mit den Eigentümern keinen sichtbaren Erfolg oder sind diese weiterhin nicht bereit, selbst für den Erhalt der wertvollen Baudenkmäler aufzukommen, muss eine Enteignung zum Gemeinwohl diskutiert werden. Die Millionen Euro für das Haus am Markt wären somit besser in die bestehenden Gebäude investiert - in deren Kauf, Sanierung und weitere Nutzung durch die Stadt Bensheim.

Enteignung möglich

Sofern es dem Allgemeinwohl dient, darf die öffentliche Hand eine Enteignung vornehmen. Natürlich ist dem früheren Eigentümer dann eine Entschädigung in einer angemessenen Höhe zu zahlen. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten so im Gegenzug einen authentischen Marktplatz, der zur Nutzung einlädt.

Doch bringen die Kommunalpolitiker, die in der (architektonischen) Welt des vorvorigen Jahrhunderts leben, diesen Mut auf? Dieser ist notwendig, damit es in und über Bensheim wieder heißt: Flair und Mehr.

Tilman Markowetz

Freiburg

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