Neues Flughafen-Gebäude Von Klimaschutz war keine Rede beim Terminal 3

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Es war, als hätte es die landesweiten „Fridays-for-Future“-Demonstrationen nie gegeben: Mit 700 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft wurde die Grundsteinlegung für den Bau des neuen Terminals am Frankfurter Flughafen gefeiert. Zu den jährlich 70 Millionen Fluggästen können durch den Neubau in Zukunft noch 20 bis 25 Millionen weitere Passagiere abgefertigt werden. Es war auf dieser Festveranstaltung keine Rede davon, dass Langstreckenflugreisen die größten CO2-Verursacher in kurzer Zeit sind.

Die Einwirkungen des Luftverkehrs auf Wetter und Klima werden in der Regel nicht thematisiert, obwohl täglich tausende von Flugzeugen in großen Höhen gewaltige Mengen an Schadstoffen hinterlassen. Ihre Hinterlassenschaften tangieren jedoch nicht die CO2-Grenzwerte der EU, denn von den Kontrollgeräten am Straßenrand werden sie nicht erfasst.

Gefahren für unseren Planeten

Doch die jungen Demonstranten verschließen ihre Augen nicht vor dem, was sie als Gefahren für ihre Zukunft und unseren Planeten vermuten: Das Eis an den Polen schmilzt ab, unsere Gletscher bilden sich zurück, der Wasserspiegel der Weltmeere steigt, riesige Gebiete drohen überflutet zu werden, Umweltkatastrophen nehmen weltweit zu und so weiter.

Vor diesem Hintergrund werden es die Freitagsdemonstranten geschätzt haben, von den großen Parteien und Verbänden solidarischen Zuspruch zu erhalten. Auch die Bundeskanzlerin spendete Lob und sogar der Bundespräsident bescheinigte ihnen, das Problem des Klimawandels erkannt und ihm eine beeindruckende Stimme gegeben zu haben.

Kein kritisches Wort

Mit dieser hochkarätigen Unterstützung durften sie erwarten, dass ihr Engagement für eine Reduzierung der Emissionen nicht nur die Besitzer von Dieselfahrzeugen schmerzen würde, sondern dass auch am Baubeginn von Terminal 3 die eine oder andere prominente Stimme ihre Sorgen an die Luftfahrt weitergeben würde.

Doch welch eine Enttäuschung: Von den großen politischen Parteien war kein lautes, kritisches Wort zu hören, die Bundeskanzlerin flog zu Besuchen in mehrere afrikanische Länder, der Bundespräsident tauchte ab, und auch die Grünen sahen sehr blass aus. Es wird nicht ohne Folgen bleiben, wenn die jungen Freitagsdemonstranten über Terminal 3 auch noch erfahren: Das Angebot richtet sich an Ferienflieger und Billigflieger wie Ryanair. Hinzu kommt noch, dass Flugbenzin (Kerosin) steuerfrei ist, wohingegen ein Bürger, der sein Fahrzeug für den Arbeitsweg benötigt, nur hoch versteuerten Kraftstoff tanken kann.

Vieles passt nicht mehr zusammen

Vieles passt hier nicht mehr zusammen, so dass eine Zunahme der Politikverdrossenheit und der „Wutbüger“ nicht mehr auszuschließen ist.

Die Journalistin Marion Gräfin Dönhoff schrieb im Jahre 1999: „Typisch für unsere Gesellschaft ist das ungebremste Streben nach immer neuem Fortschritt, nach Befriedigung der ständig wachsenden Erwartungen: alles muß immer größer werden, von allem muß es immer mehr geben, mehr Freiheit, Wachstum, Profit ... Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu Sinnentleerung, Frustration und Entfremdung. Auch für den Staat kann Wirtschaft nicht die einzige raison d’ etre (Existenzberechtigung) sein.“

Dieter Stephan

Bensheim

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