Energiewende Windräder verändern die Ökobilanz

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"Energiewende nur mit Windkraft zu schaffen", BA vom 10. Juni

Hatten die Grünen noch bei Stuttgart 21 um jeden Baum gekämpft, will man heute die bewaldeten Bergkuppen zwischen Bensheim und Heppenheim rasieren. Um das "Klima zu retten", nimmt man in Kauf, dass bei Errichtung eines Windparks, mehrere hundert Bäume gefällt werden würden.

Die Bergbuchenwälder an der vorderen Bergstraße stellen eine Besonderheit dar und wurden daher als Europäisches Schutzgebiet (FFH-Gebiet) ausgewiesen. Außerdem begünstigen diese Buchenwälder das Klima. Aus diesem Grund wurde dieses Gebiet im Regionalplan/RFNP von 2010 als "Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen" ausgewiesen.

Die Steuerung der Vorranggebiete ist Aufgabe der Landesplanungsbehörde, denn sie entscheidet, wo Flächen ausgewiesen werden und wo keine Windräder stehen sollen. Dies geschieht durch die Erstellung des "Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien", um Wildwuchs zu vermeiden.

Dass im 1. Regionalplan des RP Darmstadt der Kesselberg und der Teufelsberg als Vorranggebiete ausgewiesen worden seien, wie die GLB in ihrer Pressemitteilung behauptet, ist nachweislich falsch. Die FFH-Gebiete Kesselberg und Teufelsberg waren eben nicht als Vorranggebiet in der Planung vorgesehen.

Bereits vor der ersten Offenlage wurde von der GGEW die Stellung von drei Windkraftanlagen auf dem Haurod und dem Knodener Kopf beim RP Darmstadt beantragt und daraufhin wurde dieses Gebiet als Vorranggebiet in die Planung zur 1. Offenlage aufgenommen. Übrigens ist der Haurod in der Übersichtsliste der Windkraftanlagen beim RP Darmstadt noch immer aufgeführt.

Die Forderung der Grünen für die Stellung von Windrädern Waldflächen zu opfern, findet nicht die Akzeptanz der deutschen Bevölkerung. Laut Emnid Umfrage vom Oktober 2016 hatten sich rund 80 Prozent der Befragten gegen Windräder im Wald ausgesprochen.

Mehr Energie einsparen

Außerdem stellt die Windkraft eine wenig effiziente Form der Energiegewinnung dar, vor allem in den windschwachen südhessischen Gebieten. So haben die Heidelberger Professoren Dubbers, Stachel und Uwer in einer Studie unter anderem festgestellt: "Betrachtet man die erheblichen bisherigen Anstrengungen, so ist es bedauerlich, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht von höheren Energieeinsparungen begleitet wurde. Wird im Verkehrssektor beispielsweise acht Prozent weniger Kraftstoff verbraucht, so spart dies mehr Energie ein, als alle bestehenden Windkraftanlagen insgesamt produzieren."

Und dafür will man ein intaktes FFH-Gebiet opfern, will nach Jahrzehnten Flächen renaturieren, auf denen ehemals Windräder standen? Wer glaubt ernsthaft, dass dann 2000 Tonnen Stahlbeton, das entspricht dem Volumen eines Dreifamilienhauses, wieder aus dem Waldboden entfernt werden?

Auch die Behauptung, dass sich die Summe der Waldflächen nicht verändern würde, ist nicht nur falsch, es verändert sich auch deren Ökobilanz. Ein Beispiel: Im letzten Jahr wurden im Kreis Bergstraße drei Windparks genehmigt - und zwar: Fünf Windräder bei Grein/Langenthal, fünf Windräder bei Grasellenbach und fünf Windräder bei Wald-Michelbach. Insgesamt also 15 Windräder.

Das bedeutet, dass 150 000 Quadratmeter an Waldflächen und damit 2300 Bäume verloren gehen. Für die Ökobilanz bedeutet dies - unterstellt man einen 100-jährigen Buchenbestand -, dass pro Sommertag 46 Tonnen Kohlendioxid weniger gebunden werden, ca. 35 Tonnen weniger Sauerstoff produziert werden. Das entspricht der Menge, die 27 000 Menschen zum Atmen benötigen.

Einerseits erklären die Grünen, dass nach 25 Jahren die Windräder abgebaut würden, andererseits fordern sie das Repowering, d.h. dort, wo bereits Windräder stehen, sollen noch größere und leistungsfähigere Windräder errichtet werden, mit allen Nachteilen für die Natur, die Tiere und die betroffenen Menschen. Wenn schon die Natur keine Rolle mehr spielt, sollten die betroffenen Menschen im Mittelpunkt der Interessensabwägung stehen.

Hermann Bazlen

Lautertal

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