Meerbachsportplatz Zahl der Wohneinheiten reduzieren

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"Anwohner sind von Plänen nicht begeistert", BA vom 3. November

Im Hinblick auf die von der Stadt Bensheim geplante Bebauung des bisherigen Meerbachsportplatzes mit Sozialwohnungen gebe ich zu bedenken, dass die Schaffung sozialen Wohnraums zwar auf den ersten Blick ein begrüßenswertes Projekt zu sein scheint, da insbesondere für Bürger mit geringem Einkommen die Mieten in den Ballungsräumen unerschwinglich geworden sind.

Der Rat, nicht mehr als ein Drittel des zur Verfügung stehenden Einkommens für Wohnkosten auszugeben, ist vielerorts bereits für Normalverdiener nicht mehr umsetzbar. Auch für Familien der Mittelschicht, die Wohneigentum erwerben wollen, ist die Situation mehr als angespannt.

Die Länder haben in den letzten Jahren im großen Stil die Grunderwerbsteuer erhöht, so dass bei einem Immobilienpreis von 300 000 Euro eine zusätzliche Belastung von rund 9000 Euro entstanden ist. Kommunen erhöhen die Grundsteuern, die vielerorts, da sie auf die Mieter umgelegt werden, wie eine dreizehnte Monatsmiete wirken. Zudem schaffen Bund, Länder und Gemeinden immer neue Vorschriften, die Bauvorhaben verteuern.

Nicht als Vorurteile abstempeln

Nun will ich keineswegs den sozialen Wohnungsbau verteufeln. Es ist aber auch nicht hilfreich, wenn die von allen sehr sachlich vorgetragenen Bedenken der Bürger als Vorurteile abgestempelt werden. Allgemein bekannt und auch wissenschaftlich belegt ist, dass in entsprechenden Quartieren schnell auch problematische Strukturen - zum Beispiel in Sachen Sicherheit und Bildung - entstehen können. Gut untersucht ist in den Sozialwissenschaften auch der Zusammenhang zwischen der Art und Weise der Bebauung und solchen Problemen.

Auf nichts anderes hat im übrigen Professor Kränzle während der Bürger-Infoveranstaltung zur Bebauung des Meerbachsportplatzes im Namen des Gestaltungsbeirates hingewiesen. Eine Wohnsiedlung im Stil der 60er ist folglich sicher nicht der richtige Ansatz und in jeder Hinsicht einfallslos.

Im Übrigen hat Prof. Kränzle den Entwurf der Wohnbau - nach meiner Wahrnehmung - auch nicht als Ghetto bezeichnet, sondern allgemein auf die Risiken einer sogenannten Ghettobildung hingewiesen, die durch einen unsachgemäßen stadtplanerischen Ansatz noch verstärkt werden könnten. Insoweit sind die Reaktionen auf das Wort Ghetto irgendwie typisch deutsch.

Entscheidend ist meines Erachtens, dass die Aufnahmefähigkeit eines bestehenden Wohnviertels begrenzt ist und nicht überstrapaziert werden darf. Die Lösung kann daher wohl nur in einer Reduzierung sowohl der Wohneinheiten als auch der Etagenzahl liegen.

Carsten Engelhardt

Bensheim

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