Generationentreffen

Anita Li Puma arbeitet seit 46 Jahren beim "Mannheimer Morgen", heute in der Druckereiverwaltung. Ihr Kollege Andreas Deiß ist Informatiker und erst seit knapp drei Jahren im Verlag: Ein Gespräch.

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Moderne Technik und historische Maschinen. Anita Li Puma hat noch den Bleisatz-Druck miterlebt - für die jungen "MM"-Mitarbeiter wie Informatiker Andreas Deiß völlig unvorstellbar.

© rinderspacher

Andreas Deiß staunt, als Anita Li Puma ihm erzählt, wie ihre Karriere beim "Mannheimer Morgen" begonnen hat: vor 46 Jahren, als 15-Jährige, nach dem Hauptschulabschluss - mit Hilfsarbeiten und Botengängen. Die Bewerbung hatte sie nicht selbst abgegeben, sondern ihre Mutter. Anita Li Puma lacht, wenn sie davon erzählt - und von den Umstellungen und Umzügen, die sie in fast fünf Verlags-Jahrzehnten miterlebt hat.

Jetzt sitzen sie sich gegenüber: der 22-Jährige, der vor knapp drei Jahren seine Ausbildung begonnen hat und somit noch zu den "Neulingen" gehört, und die 39 Jahre ältere Anita Li Puma, mit die Dienstälteste im Verlag. Andreas Deiß wird Fachinformatiker für Systemintegration, er sorgt dafür, dass Computer und andere Technik laufen - und dort stehen, wo sie gebraucht werden. Seine Kollegin ist Bürokauffrau und arbeitet in der Druckereiverwaltung.

Der junge Mann, der mit dem Internet aufgewachsen ist, kann sich kaum vorstellen, wie die Zeitung früher entstanden ist: per zeitintensivem Bleisatz etwa. Als Setzer die Buchstaben und Worte noch aufwendig per Hand zu Druckvorlagen zusammenstellten. Vier Druckmaschinen, erzählt Anita Li Puma, hat sie miterlebt und Zeiten, in denen Nachrichten stapelweise über Fernschreiber in der Redaktion ankamen, nicht wie heute rund um die Uhr in übersichtlichen Datenbanken übers Internet.

Mehr als die Redaktion

"Wenn ich sage, dass ich beim ,Mannheimer Morgen' arbeite, denkt jeder, ich sei Redakteur", erzählt Andreas Deiß - und Anita Li Puma stimmt ihm sofort zu. So sei es ihr auch schon oft ergangen. Als sie im Haus anfing, hatten Tageszeitungen noch einen anderen Status als heute. Andreas Deiß bewarb sich trotz viel Schwarzmalerei in der Branche: "Weil die Zeitung Bedeutung hat für mich. Es ist nicht irgendeine Firma, die irgendein Produkt herstellt - sondern ich arbeite an etwas mit, das die Leute kennen und das ich in der Hand halten kann." Anita Li Puma macht dem jungen Kollegen Mut: "Ich habe alte Ausgaben - da stand vor 30 Jahren schon drin: Wird es die Zeitung weiterhin geben?" In all den Jahren ist sie optimistisch geblieben. "Für mich war das hier wie eine große Familie."

Dazu passt, dass es persönliche Erlebnisse sind, die sie in ihrer "MM"-Laufbahn besonders geprägt haben: der frühe Tod eines jungen Chefs. Oder eine andere, diesmal eine schöne Geschichte: "Ich habe meinen Mann hier kennengelernt. Er kam zum Essen in die Kantine und ich half damals an der Zentrale aus." Andreas Deiß hingegen denkt sofort an besondere Aufgaben, die er übernehmen durfte: "Als ich noch recht neu war, habe ich die Steuerungsrechner der Belichtungsmaschinen in der Druckerei ausgetauscht, das war schon beeindruckend."

Steno und Schreibmaschine

Anita Li Puma hat den Bereich innerhalb des Verlags in all den Jahren oft gewechselt: Sie war auch im Ein- und Verkauf, in der Telefonzentrale, im Rechnungswesen. "Dabei habe ich gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist."

Über die Rente, die gar nicht mehr lange hin ist, will die 61-Jährige eigentlich noch nicht nachdenken: "Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr hier zu sein." Etwas erleichtert ist sie höchstens, wenn sie darüber nachsinnt, was den Jungen da noch alles bevorsteht. "Mit der Rente, das ist so eine Sache", sagt sie - und fragt: "Haben Sie denn schon irgendetwas abgeschlossen?"

Viel lieber plaudert sie aber mit dem jungen Kollegen über den Alltag im Verlag, will zum Beispiel wissen, ob es noch innerbetriebliche Schulungen gibt: "Wir wurden damals alle zusammengewürfelt: Technik, Drucker, Setzer, Bürokauffrau, Verlagskauffrau. Zweimal pro Woche waren wir bei der Ausbilderin - und sie war sehr hinterher, dass wir Steno und Schreibmaschine können." Aufatmen beim Gegenüber - Schulungen gibt es zwar noch, aber glücklicherweise ganz andere.

Während Anita Li Puma jeden Tag den "MM" liest und nur selten ins "morgenweb" schaut, informiert sich Andreas Deiß häufiger online. Am Wochenende aber, wenn Zeit bleibt, liest er die gedruckten Exemplare. Wirklich begegnet sind sich die beiden vor diesem Gespräch übrigens noch nicht. Aber Andreas Deiß kann sich an den Namen der Kollegin erinnern. "Ich glaube, ich habe Ihren Computer installiert."

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