Leserbrief - Zur Hitzewelle in der Kurstadt und dem Rekordwert im Ländle (2. August)

Hitze-Rekorde durch Doping erreicht

Von 
Steven Michelbach
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Im Juli und August 2018 wurden Teile Europas von einer Hitzewelle erfasst. Schwüle Hitze strömte vom Mittelmeer über Deutschland hinweg bis in den hohen Norden Finnlands. Von Sardinien über die liebliche „Toscana Taubertal“ hinweg bis nach Lappland waren weder Gartenarbeit noch einfachste Urlaubs-beschäftigungen ohne Schweißausbrüche, Dehydrierung und schlaflose Nächte möglich. Und dann auch noch so etwas: Auf der Zielgeraden zum bundesweiten Hitze-Rekord wurde die Kurstadt von Kitzingen und Bernburg überflügelt.

Aber waren das wirklich echte Hitze-Rekorde? Rekorde im sportlichen Sinne werden immer auf Plausibilität geprüft. Beim Deutschen Wetterdienst DWD sieht man das wohl lässiger. Für den Messort gibt es zwar ganz genaue Vorschriften. So ist die Messeinheit immer über grünem Rasen aufzustellen. Zusätzlich darf die freie Luftzufuhr nicht durch Hecken behindert werden, und besondere Wärmequellen dürfen sich nicht in der Nähe der Messeinheit befinden.

Aber die Realität sieht dann so aus: An der Wetterstation Kitzingen ist wie beim alten Hitze-Rekord von 2015 der Rasen im Bereich der Messeinheit längst braun vertrocknet. Der Sandboden nimmt die Sonnenstrahlung intensiv auf und gibt sie als Infrarotstrahlung direkt an die darüber befindliche Messstation wieder ab.

Es ist klar: Der warme Sandboden verhilft nicht nur dem wärmeliebenden Spargel zur Rekord-Ernten, sondern auch Messstationen des DWD zu Hitze-Rekorden. Die dortige mannshohe Hecke behindert zudem den Luftaustausch, was die Situation noch „rekordverdächtiger“ macht. Auch Bernburg glänz gegenüber umliegenden Stationen mit Hitzeüberschuss. Liegt es auch hier an der Umrandung mit Hecken und einem Nussbaum über der Messeinheit? Der kuschelige Standort neigt jedenfalls zu übermäßiger Hitze.

Bei einem fairen sportlichen Wettkampf würden die Teilnehmer „Kitzingen“ und „Bernburg“ wegen Dopings durch unerlaubte technische Mittel wie dem wärmenden Sandboden und frischluftverhindernden Hecken sofort disqualifiziert!

Wie einst Lance Armstrong bei der Tour de France, kann aber Kitzingen Jahr für Jahr erneut gedopte Hitze-Rekorde produzieren, ohne gemaßregelt zu werden.

Außerdem nimmt die Station Kitzingen erst seit 1982 an dem sportlichen Wettkampf der Hitze-Rekorde teil! Der aktuelle deutsche Hitze-Rekord gilt deshalb tatsächlich nur für die letzten 36 Jahre! Das ist aber weder Journalisten noch den Fachleuten des DWD klar! Die elektronische Messung, welche die Temperaturspitzen besser aufzeichnet, gibt es dort sogar erst seit 2004. Ein Vergleich mit der langjährigen Messreihe seit 1881 ist deshalb unzulässig.

Und in Bad Mergentheim? Eigentlich scheut der Autor es niederzuschreiben. Die Wetterstation Bad Mergentheim-Neunkirchen kuschelt sich ebenfalls in die Hecken.

Bei schwacher Luftbewegung bildet sich an dieser Südhanglage ein Hitzekissen, das durch einen umfangreichen Stapel von „Firewood“ noch extra angeheizt wird. Als würde das noch nicht genügen einen „Hitze-Rekord“ heraufzubeschwören, wurde das „Firewood“ auch noch mit einer „Black-Folie“, die gerne zum Teichbau verwendet wird, hitzeintensiv abgedeckt.

Trotz dieses Brennholz-Dopings wurde leider nur der dritte Platz für Deutschland hinter Kitzingen und Bernburg erreicht. Schade?

Um es abzukürzen! Die medienwirksame Ausschlachtung dieser „gedopten“ Hitze-Rekorde ist eines renommierten, von Steuergeldern finanzierten Deutschen Wetterdienstes unwürdig.

Gerade bei der heutigen Klimadiskussion mit den extrem gegensätzlichen wissenschaftlichen Aussagen, kommt einer qualifizierten Klimadatenmessung und -bewertung eine sehr hohe Bedeutung zu. Extreme Ausreißer von Messreihen sind bei der Datenanalyse auszusondern.

Ja, es herrschte heißes Sommerwetter. Seit Alters her wird diese Witterungsphase bekanntermaßen als „Hundstage“ bezeichnet.

Auch die Bauernregeln wissen es seit Jahrhunderten: Im August, beim ersten Regen, pflegt die Hitze sich zu legen. Und heute, in Zeiten der „Wissens-Gesellschaft“ im 21. Jahrhundert, herrscht stattdessen mediale Hitze-Hysterie!

Ja, es war wieder einmal unglaublich heiß, aber eben kein Hitze-Rekord!

Was denken wirklich hitzegeplagte Länder über das deutsche Hitze-Gejammer?

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