Leserbrief - Zum Leserbrief von Dr. Klaus Hofmann (12. März)

Wo bleibt – auch beim Fall „Dame Ndow“ – die Moral?

Von 
Theodor Eras
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Wenn ich den Leserbrief von Herrn Dr. Hofmann lese, sträubt sich in mir alles.

Die Geflüchteten kommen zu uns, weil die Lebensbedingungen in ihren Heimatländern infolge von Kriegen, Hunger, wirtschaftlicher Not, politischer Verfolgung, zunehmender Umweltverschmutzung und den Folgen des Klimawandels für sie unerträglich geworden sind. An den meisten der Wanderungsursachen sind der „entwickelte“ Westen, unter anderem wir Europäer und wir Deutsche, entscheidend beteiligt.

So mischen bei vielen Konflikten der letzten Jahrzehnte unsere „Bündnispartner“ und unser Land (zum Beispiel über Rüstungslieferungen) kräftig mit und halten sie am Köcheln.

Haben nicht die westlichen Industriekonzerne und in der Folge auch wir Verbraucher die Ressourcen der Dritten Welt gnadenlos ausgebeutet und tun dies noch?

Wen wundert es, dass diese über Jahrhunderte durch unseresgleichen benachteiligten Menschen an unserem Wohlstand, den die vielen fleißigen Deutschen und Fremdarbeiter unter anderem mit den „preisgünstigen“ Reichtümern der Dritten Welt aufgebaut haben, teilhaben wollen und hierher kommen?

Warum schreibt Herr Dr. Hofmann solche Leserbriefe? Will er sich am „rechten Rand“ beliebt machen? Wie wohl fühlte sich trotz aller zu erwartenden Schwierigkeiten 2015 die Mehrheit unserer Bevölkerung mit der Entscheidung der Bundeskanzlerin, die Grenzen zu öffnen! Und wie müssen wir uns jetzt schämen, wenn die Bundeskanzlerin zusammen mit dem ganzen Politikbetrieb eine Vergrämungspolitik betreiben lässt, die in Teilbereichen als menschenunwürdig bezeichnet werden kann – und die Herr Dr. Hofmann offensichtlich befürwortet. Da hilft es auch nichts, dass sich andere EU-Staaten (mit deutscher Billigung) noch abweisender verhalten.

Was treibt manche Bürger nach rechts? Durch den Einigungsvertrag und die Folgen fühlen sich viele Ostdeutsche um ihre Vergangenheit betrogen. Unzufriedenheit wird gefördert durch eine Agenda 2010-Politik, die unter anderem die Alterssicherung geringfügig Beschäftigter den Gewinnen der Industrie opfert, die gemeinsam mit der Globalisierung die soziale Spaltung vertieft und vielen Menschen keine Perspektive bietet.

Hinzu kommt: Ich fühle mich in meinem Nationalstolz verletzt nicht nur, wenn die Bundeskanzlerin von Herrn Erdogan als Nazi beschimpft wird, sondern auch wenn der Ex-Bundeskanzler (wegen seines angeblichen Ehrenwortes) das Recht mit Füßen tritt, die deutsche Firma Siemens Bestechungsgelder fließen lässt, die Deutsche Bank in Betrügereien verwickelt ist und die deutsche Autoindustrie auf Kosten unserer Gesundheit unter dem Schutz der politisch Verantwortlichen betrügt.

Es ist einfacher, die „Law-and-Order“-Keule (Recht und Gesetz) zu schwingen, als wirklich gerechte Bedingungen in Deutschland, in Europa und der Welt anzumahnen, einzufordern und zu fördern.

Wenn Krankenschwestern aus Afrika in Europa arbeiten, liegt das an den noch schlechteren Arbeitsbedingungen dort, zudem ist offensichtlich die harte Arbeit in der Pflege hier zu unattraktiv für einheimische Menschen. Mir ist bewusst, dass durch eine gerechtere, weniger industriefreundliche und mehr an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Politik unser Wohlstand eventuell langsamer wächst und vielleicht sogar Abstriche unseres Lebensstandards drohen. Aber wozu brauchen wir Erdbeeren im Februar, wie sie seit einiger Zeit in den Supermärkten angeboten werden? Wozu brauchen wir riesige SUVs, die bereits in der Herstellung unsinnig Ressourcen verschlingen?

Es würde unserem Staat zur Ehre gereichen, wenn er sich öfter mal barmherzig zeigte und zum Beispiel einen Gambier, der wohl einen ehrlichen Neustart versucht hat, selbst wenn er sich den Aufenthalt hier erschlichen haben sollte, nicht abschiebt. Aber christliche Inhalte wie Gnade oder Barmherzigkeit sind aus der Mode gekommen, auch wenn sie von manchen im Munde geführt werden.

Ähnlich verhält es sich mit Fundamenten unserer abendländischen Kultur wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, sonst müssten wir keine Angst vor den Fremden haben, sondern könnten auf die Überzeugungskraft unserer Kultur vertrauen.

Das von rechts erzeugte „Problem“ der muslimischen Verschleierung wird sich in wenigen Generationen von selbst erledigen. Aber unsere Politiker sind unglaubwürdig bei ihren Lippenbekenntnissen zu den Grundsätzen unseres Rechtsstaates und unserer christlich-abendländischen Kultur. Daher bei vielen Bürgern die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen in unserem Vaterland.

Und es droht, noch schlimmer zu werden, wenn die rechte Welle weiter genährt wird!

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