Wertvolle Küchenabfälle
„Die Qualität muss besser werden“, verdeutlicht Hahn. Detektoren an den Müllabfuhrfahrzeugen wie im benachbarten Landkreis Main-Tauber seien die letzte Möglichkeit, falls sich die Qualität nicht bessere. Bislang sei das aber noch kein Diskussionsgegenstand. Der Fokus der Bioenergietonne liegt vor allem auf Küchenabfällen, die dann an eine Biogasanlage oder ein Kompostwerk geliefert werden. Der Müll erzeugt also Energie und landet als Kompost auf den Feldern der Landwirte.
Doch Hahn erklärt, dass diese den Abfall nicht mehr annehmen würden, wenn sich ständig Glas, Kunststoff oder andere Fremdstoffe darin befänden. „Und dann stehen wir da und werden den Bioabfall nicht los.“
Der erlaubte Fremdstoffanteil im Kompost für Felder ist mit fünf Prozent des Gesamtgewichts gesetzlich klar geregelt. Erst 2017 wurden die Vorschriften in der Bioabfallverordnung strenger festgelegt. Alexander Weber, Leiter des Kompostwerkes Bauland in Schweinberg, findet die Einführung der Detektoren bei den Müllfahrzeugen im Nachbarkreis Main-Tauber gut. „Viele begreifen das Problem nicht und schimpfen darüber, dass die Müllgebühren steigen. Aber die Störstoffe müssen aufwendig gefiltert werden und können auch die Maschinen kaputtmachen. Deshalb steigen auch die Gebühren“, erklärt er.
In seinem Werk werden etwa 35 000 Tonnen Biomüll pro Jahr verarbeitet. Die Abfälle werden aus Frankfurt, Leonberg, Stuttgart und Ludwigsburg angeliefert. „Der Anteil der Störstoffe ist stark angestiegen. Bei Lkw-Ladungen liegt der Durchschnitt bestimmt bei 40 Prozent.“ Weber berichtet, dass immer wieder Dinge im Biomüll landen, die eigentlich gar nicht dorthin gehören. „Wir hatten schon Toilettenschüsseln dabei und einmal sogar den Sockel eines Grabsteines“.
Hahn bestätigt, dass der Anteil der Störstofffe „in der Wahrnehmung deutlich höher ist als erlaubt“. Doch der Handlungsdruck sei noch nicht so groß. Neben einer technischen Lösung sieht der Kwin-Sprecher noch einen weiteren Ansatzpunkt, um die Problematik in den Griff zu bekommen. „Es ist eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstseinsbildung notwendig. Schlussendlich ist es auch eine Frage des Wollens und des Tuns. Wir können noch so viel darüber informieren, am Ende müssen es die Leute selbst umsetzen.“ Im Zuge der Ausweitung des Pilot-Projektes auf Buchen und die Hardheimer Ortsteile sei auch eine Kampagne geplant, damit mehr geeignete Papiertüten anstatt Plastiktüten für die Küchenabfälle benutzt werden. Technische Hilfsmittel wie Detektoren seien die letzte Möglichkeit.
© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 11.04.2018