Leserbrief - Zur Berichterstattung über die Sitzung des Gemeinderats (FN, 23. Oktober)

„Fehlt mir Verstand – oder Verständnis?“

Von 
Karlheinz Boger
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Nicht alles, was Verwaltung, Bürgermeister oder Gemeinderat beschließen, muss der kleine Bürger nachvollziehen können. Vielleicht fehlt einem ja auch nur der Verstand – oder das Verständnis für Zahlen. Wenn zum Beispiel nach der letzten Stadtratssitzung aus der Zeitung zu erfahren war, dass die Personenunterführung am Zughaltepunkt Lauda nun erneut um 1,9 Millionen und damit um insgesamt vier Millionen teurer wird als geplant. Und dass nun tatsächlich ein Stadtrat – viel zu spät allerdings – die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis stellt! In Königshofen ist noch nicht einmal ein barrierefreier Zugang zum Bahnsteig möglich. Fehlt mir hier Verstand oder Verständnis?

Dass Bürgermeister und Verwaltung von Zahlen allgemein nicht viel zu halten scheinen, könnte man nach den Gerlachsheimer Zahlenspielen um Schottermengen und Lkw fast vermuten. Dieser Verdacht erhärtet sich gerade bei mir als Königshöfer, wenn der ursprünglich unter ferner liefen angedachte Standort Königshofen für die Schotteraufbereitungsanlage plötzlich auf Platz eins des Bürgermeisters erscheint. Überraschen sollte dies in Königshofen jedoch niemanden.

Wenn schon keinen zusätzlichen Einkaufsmarkt, keine Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und des Lärmaktionsplanes oder gar eines Seniorenheims, dann für Königshofen doch wenigstens eine – natürlich nur vorübergehende – Aufbereitungsanlage. Bei geschätzten 2000 Lkw täglich in Königshofen kommt es auf weitere dann auch nicht mehr an. Und weshalb es nicht selbstverständlich ist, dass die Messzahlen der Tempoanzeigen (Geschwindigkeiten und die Anzahl der Fahrzeuge) regelmäßig veröffentlicht werden, verstehe ich ebenfalls nicht. Vielleicht ist auch Transparenz in Lauda-Königshofen, ebenso wie die Zahlen, keine Stärke unserer Verwaltung. Um bei Zahlen zu bleiben – ein nachgewiesener Dauerschallpegel von 70 dB(A) Lärmbelastung, Abgase und Feinstaub müssen in Königshofen von den Anliegern der Bundesstraße schon seit Jahren erduldet werden. Nicht nur in Gerlachsheim verstößt dies gegen Grundrechte.

Mit der geplanten Wohnanlage im ehemaligen Lagerhaus wäre dann tatsächlich etwas Positives zu vermelden. Weshalb dies allerdings eine weitere, deutliche Aufwertung der Eisenbahnstraße darstellen soll, bleibt dem Betrachter verborgen. Bisher ist dieses Areal einfach nur trist. Der Begriff „weitere“ setzt eine bereits erfolgte Aufwertung voraus und nicht versprochene, bisher unrealisierte Vorhaben.

Die angedachte – natürlich nur vorübergehende – Aufbereitungsanlage auf der gegenüberliegenden Bahntrasse wird mit Aufwertung hoffentlich nicht gemeint sein.

Und dass man über den Königshöfer Kindergarten, im Gegensatz zu Kindergärten anderer Teilorte, kein Wort mehr hört, obwohl Brandschutz, Hygiene und Verkehrssituation seit Jahren ein unerledigtes Dauerthema sind, passt ins Bild eines vernachlässigten Stadtteils.

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