Leserbrief - Zu „Schule schwänzen wichtiger“ (FN, 13. April)

Keine utopischen Spinnereien

Von 
Rolf Grüning
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Herr Scheidel weiß es ganz genau: Die Schüler, die freitags für die Rettung unseres Klimas auf die Straße gehen, sind alle umweltverschmutzende Kiffer, denen das Klima völlig egal ist. Aber muss ein Schüler, um schwänzen zu können, auf eine Kundgebung gehen? Der Klimawandel bedroht in der Tat die Zukunft der jungen Generation, die auch noch gerne auf unserer Erde alt werden möchte. Und was macht die Politik? Sie stellt die Interessen der Wirtschaft, genauer der Großkonzerne, vor den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Gewinnmaximierung vor dem Recht auf Leben. Dafür werden sogar Gesetzestexte von Konzernvertretern formuliert.

Um dieser Macht des Geldes etwas entgegen zu setzen und die Regierenden dazu zu bewegen, ihre demokratisch legitimierte Macht auch gegen scheinbar übermächtige Konzerne auszuüben, ist sehr, sehr, sehr viel Druck der Betroffenen, der Menschen erforderlich. Eine Demonstration am Samstag bewirkt da gar nichts. Es macht für Gewerkschaften auch keinerlei Sinn und bringt garantiert keinen Erfolg, wenn an arbeitsfreien Wochenenden gestreikt würde. Dann hätten wir heute noch die 60-Stunden-Woche bei einem Durchschnittslohn von 4,50 Euro.

Nein, Herr Scheidel, die Jugendlichen, ich habe mit einigen gesprochen, die freitags bei den Kundgebungen mitmachen, sind engagierte Schüler, denen es um ihre (unsere) Zukunft geht, und das Umsetzen was sie in der Schule gelernt haben: Wir leben in einer Demokratie, die mündige Bürger, die sich für ihre Rechte und für die Belange der Menschheit einsetzen, erfordert.

Die inzwischen auch konkretisierten Forderungen der „Fridays for Future“-Bewegung sind nicht einmal utopische Spinnereien, sondern realisierbare, unbedingt erforderliche Maßnahmen, um zumindest die international vereinbarten Klimaziele noch zu erreichen. Mein Fazit: Scheidel, ungenügend, 0 Punkte, setzen. Schüler, sehr gut, 15 Punkte, weiter so!

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