Leserbrief - Zum Thema "Fremde Kulturen" Gute Nachrichten aus der trauten Heimat

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Welch gute Nachrichten aus der trauten Heimat! Da sitze ich auf dieser griechischen Insel, umgeben von freundlichen EU-Schmarotzern und in Erwartung einer Flüchtlingsschwemme von der gegenüberliegenden türkischen Küste - lese, in meiner Verzweiflung zurückgezogen in eine Strandtaverne, die FN, und dann das! Eine Stadträtin meiner Heimatgemeinde hat den Mut, endlich einmal zu sagen, was wir alle empfinden: die sind doch alle kulturfremd, die Flüchtlinge! Kommen da aus Balkan-, Nahost- und afrikanischen Ländern und haben noch nie etwas von Diskussionen über Windenergiestandorte und Gemeinschaftsschule gehört. Unerhört.

Stattdessen dieses Gerede von Verfolgung, Ausrottung, Ausgrenzung. Das ist doch bei uns schon mindestens 70 Jahre her! Und schon damals waren eher kulturfremde Menschen davon betroffen, wie Juden, Behinderte, Roma, Homosexuelle und Kommunisten. Jawoll. Solchermaßen zufrieden mit den politischen Entwicklungen in der Heimat gebe ich dem kulturfremden Hund unter meinem Tisch noch eine Lektion in "Sitz" und "Platz" und lese weiter. Da ist eine Frau Doktor - ebenfalls aus meiner Heimatgemeinde - die sich für rechtschaffene Bürger und recht/schaffende Gesinnung einsetzt und mir erstmals eröffnet, dass ich und so ziemlich alle meiner Freunde bisher auf dem Holzweg waren, wenn wir meinten, einem liberalen bis ökologischen Gesellschaftsmodell anzuhängen.

Nein, denn wer seine Kinder pünktlich zur Schule schicke, einer geregelten Arbeit nachgehe und Männlein von Weiblein unterscheiden kann, sei rechts. Und somit wohl fast schon verpflichtet, eben jene Frau Doktor politisch zu unterstützen. Auch wenn sie offenbar ebenfalls etwas kulturfremd zu sein scheint, da sie Worte wie "koscher" als nicht dem deutschen Sprachgebrauch zugehörig klassifiziert. Nur wie unterstützte ich so jemanden? Demokratisch ja wohl nicht, denn offensichtlich ist eine breite Mehrheit des Volkes gegen das, was von einer breiten Mehrheit der Wähler gewählt wurde und muss deshalb endlich mal als Pegida auf die Straße gehen...? Nun ja.

Beruhigt über die politischen Entwicklungen zu Hause schließe ich die FN-App, überlege noch kurz, ob ich den Urlaub verlängern soll, um in der fremden Kultur mögliche Verwerfungen auszusitzen, doch dann nehme ich mir die ZEIT.

Und siehe da, eine Lösung ist in Sicht: Stefan Schirmer fordert darin einen schnellstmöglichen "Säxit". Pegida, Rechtsextremismus, Übergriffe auf Flüchtlinge, gepaart mit Stolz, ein Sachse zu sein.Beste Voraussetzungen für einen Austritt aus der Bundesrepublik.

Ein freier Staat Sachsen, in dem man sich endlich unter Gleichgesinnten fühlen kann, ohne die lästige Besserwisserei aus der Bundespolitik. Dorthin könnten dann auch andere GesinnungsgenossInnen auswandern (vorausgesetzt sie würden aufgrund Ihres andersfarbigen Dialekts nicht als kulturfremd bezeichnet). Und diese Minderheit der Farb-Toleranten, Liberalen, Energiewende-Fetischisten, Grünen, Roten, Schwarzen, ja Demokraten könnte da bleiben wo sie keine blauen Wunder erleben. Aber - bitte - kommt nachher nicht auf die Idee, Asyl zu beantragen, weil es euch in eurem freien Staat wirtschaftlich nicht so dolle geht.

Bis dahin hätte sich vielleicht in den übriggebliebenen Bundesländern schon eine ganz neue (Gesprächs)Kultur entwickelt.

Ich beschließe, den mich umgebenden kulturfremden Individuen nichts von den Entwicklungen in Deutschland zu berichten und einigen davon vielleicht sogar Asyl zu ermöglichen. "Platz!"

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Veröffentlicht
Kommentar von
Michael Backfisch
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