Leserbrief - Zu "Straßenbau und Breitbandausbau notwendig" (FN 23. Juli) Hilfe für nicht zukunftsfähige Technologie?

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Der Kreistag des Main-Tauber Kreises hat in seiner letzten Sitzung am 8. Juli für einen Breitbandausbau mit dem sogenannten Deckungslückenmodell, mit der Vectoringtechnik, mit den alten Kupferkabeln und mit der Telekom entschieden. Dass es da Probleme mit der Förderung geben könnte, war bekannt.

Bei dem alternativen, abgelehnten Modell eines Kreisbackbones, also eines kompletten Glasfasernetzes bis an das Haus in der Hand des Landkreises, wäre eine Förderung von rund 50 Prozent gesichert.

Weshalb Prof. Reinhart jetzt im Landtag die Förderung einer Technologie anmahnt, die im Vergleich zur Glasfaserverlegung beim Kreisbackbone in jedem Fall erhebliche Nachteile hat, ist unlogisch. Weshalb sollte die öffentliche Hand eine Vectoringtechnik fördern, die in wenigen Jahren wieder veraltet sein wird, deren Folgekosten nicht geklärt sind, die für das Gewerbe ungeeignet ist, weil der Upload der Daten nur einen Bruchteil des Downloads ausmacht und die vor allem nur als Monopol der Telekom überhaupt funktionieren kann?

Vectoring bringt im Nahbereich der Verteilerkästen zwar eine Verbesserung für den Kunden, dieser Effekt nimmt aber mit der Entfernung ab und ist ab 700 Metern Abstand zum Verteilerkasten nicht mehr vorhanden, jedenfalls laut IT-News-Dienst Golem.

Die zukünftig schnellste Vectoring-Variante, G. fast funktioniert nur 250 Meter um den Verteilerkasten. Vectoring ist also für die Versorgung der Fläche ungeeignet.

Der deutsche Landkreistag ist in seinem Brief an Minister Dobrindt vom 5. Juni dieses Jahres nachdrücklich der Auffassung , dass der sofortige Ausbau von Glasfasernetzen in der Summe zu einem geringeren finanziellen Aufwand (!) für die öffentliche Hand führt, als das bei einer Vorgehensweise der Fall wäre, die zunächst die Ertüchtigung vorhandener Kupferleitungen, also Vectoring, vorsieht.

Auch über Dreiviertel aller Landkreise in Baden-Württemberg sind gegen ein Breitbandnetz mit Vectoringtechnologie und für ein eigenes Glasfasernetz im Besitz des Landkreises.

Der rührige Prof. Reinhart sollte sich zumindest überlegen, ob die Förderung einer unter verschiedenen Aspekten nicht zukunftsfähigen und problematischen Technologie in Wahrheit nicht den Tatbestand der Verschwendung von Steuergeldern erfüllen würde.

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