Leserbrief - Zum geplanten Windpark Klosterwald Nicht alles, was legal ist, ist auch fair

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Wir sind eine Familie mit drei kleinen Kindern und haben im Juli 2014 unser Eigenheim in Creglingen-Freudenbach bezogen. Vorher lebten wir im Großraum Stuttgart. Eines vorweg: Wir fühlen uns in Freudenbach sehr wohl.

Der schöne Landstrich und die herzliche und offene Art und Weise der Freudenbacher haben dafür gesorgt, dass wir uns hier schon nach kurzer Zeit richtig zu Hause fühlen. Natürlich wurden auch wir mit dem Thema "Windpark Klosterwald" konfrontiert.

Ich bin kein Windkraftgegner. Ich habe auch kein Problem damit, wenn sie in Sichtweite vom Eigenheim (allerdings auf dem Feld und nicht im Wald) stehen würden.

Wir haben vorher im Großraum Stuttgart/Reutlingen gelebt. Es fällt auf, dass dort praktisch keine Windräder stehen, während hier länderübergreifend eine beträchtliche Anzahl von Windrädern steht.

Ich frage mich, ob in unserer Region nicht schon mehr als genug Windräder stehen? Vom Spielplatz in Freudenbach aus sind jetzt bereits 26 Windräder zu sehen! Seit wir von den Planungen im Klosterwald "Wind" bekommen haben, versuchen wir uns vorzustellen, welche Auswirkungen dieser Park für die Region haben wird.

Wird die Region danach noch attraktiv für den Bau von Eigenheimen sein? Unser Baugrundstück mit einem schönen Blick auf den (Windpark) Klosterwald haben wir Anfang 2013 von der Stadt Creglingen gekauft.

Sicherlich waren damals die Planungen über den geplanten Windpark in den Anfängen. Sicherlich war es seitens der Stadt legal, uns nicht über den geplanten Windpark zu informieren.

Dennoch wäre es fair gewesen, uns über die Planungen in Kenntnis zu setzen. Als Theologe ist mir die Unterscheidung zwischen Legalität und Recht/Fairness wichtig.

Nicht alles was legal ist, ist fair bzw. mit dem vereinbar, was man unter "(Ge)Recht" versteht. Entsprechend groß war für uns die "Überraschung", als wir bei einer Wanderung im Klosterwald einen Protestschrieb entdeckten, der auf das geplante Vorhaben hinwies.

Bei der Besichtigung des Grundstücks erwähnte ich explizit den schönen Blick zum Klosterwald. Trotzdem wurde seitens der Stadt nicht angesprochen, dass dort ein Windpark geplant ist.

Im Internet schließlich haben wir dann die Informationen erhalten, die beim Kauf des Grundstücks nicht zur Sprache kamen.

Hätten wir von dem geplanten Vorhaben gewusst, hätten wir uns sicherlich gegen das Grundstück entschieden.

Gleich zehn Anlagen in dieser Höhe hätten uns dann doch abgeschreckt.

Ich habe kein Problem damit zuzugeben, dass wir vor allem aus persönlichen Gründen gegen den Windpark sind.

Schließlich wissen wir nicht, ob vom Infraschall wirklich eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht (immerhin handelt es sich um zehn Anlagen in unmittelbarer Nähe) und wir wissen nicht, inwieweit dieser Windpark für einen Wertverlust unseres Hauses sorgen wird. Unsere Befürchtungen und unsere Skepsis was diesen geplanten Windpark betrifft, sind durch die Informationen aus der Presse/ Internet und einer Infoveranstaltung Mitte April nicht kleiner geworden.

Ich bin zwar auf diesem Gebiet absoluter Laie, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass zum Beispiel geschützte Vögel, die im Klosterwald vorkommen, genau die geplanten Standorte umfliegen.

Ich verstehe nicht, dass ausgerechnet Projektierer Umweltgutachten in Auftrag geben, und umgekehrt ein umfangreiches und unabhängiges Gegengutachten keine Beachtung findet.

Ich verstehe nicht, weshalb nicht einmal ein Windgutachten erstellt wurde.

Was soll das?

Auch wenn am Ende alles "legal" sein sollte - ist es am Ende auch fair und recht? Ich habe das Vertrauen in den "Rechts"staat verloren, der hier offensichtlich nicht eingreifen kann, oder will.

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