Leserbrief - Zu den Leserbriefen "Schäden nicht absehbar" und "Erhebliche Bedenken" ( FN 22. August) Windenergieanlage ist keine Windmühle

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Während Michael Salomon in seinem Leserbrief die Sicht der NABU-Gruppe Lauda zum Thema Ausbau der Windenergie sachlich auf den Punkt bringt, strotzt der Leserbrief von Frau Dr. Baum nur so von Populismus und Provokationen. Es handelt sich nicht um Windmühlen, wie von ihr genannt, sondern um moderne Windenergieanlagen (WEAs). Es handelt sich um technische Anlagen, die zu einer nachhaltigen Energieversorgung notwendig sind.

Diese bringen in ihren Augen eine gewaltige und unwiederbringliche Zerstörung unserer Natur mit sich. Den Gegnern dieser Anlagen geht es meiner Meinung nach in der Hauptsache um die Eingriffe in das Landschaftsbild. Dies ist jedoch subjektiv und wird von Mensch zu Mensch verschieden gesehen. Dass die Aufstellung in geordneten Maßen erfolgen muss, steht außer Zweifel.

Im Übrigen können solche WEAs relativ einfach wieder abgebaut und das "ursprüngliche" Landschaftsbild wieder hergestellt werden. Anders sieht es bei den riesigen "Löchern" im Braunkohletagebau oder gar beim Abbau der ach so sicheren Atomkraftwerke aus.

Die Krönung im Leserbrief von Frau Dr. Baum ist dann die Aussage, dass jede WEA eine Gefahr für unsere Stromversorgung darstellt. Das Problem liegt im Gegenteil darin, dass die Kohlelobby unsere Politiker so im Griff hat, dass im Grundlastbereich statt auf die flexiblen Gaskraftwerke nach wie vor auf die angeblich so billige Braunkohle gesetzt wird.

Dies wird im Übrigen wohl auch der Grund sein, dass Deutschland demnächst von Nord nach Süd mit neuen riesigen Stromtrassen durchzogen werden soll. Vordergründig wird offiziell damit argumentiert, dass der Windstrom aus dem Norden nach Süddeutschland transportiert werden soll.

Natürlich müssen die Speichertechniken weiter erforscht und ausgebaut werden. Zusammen mit einer dezentralen Erzeugung auch im Binnenland sind dann diese Monstertrassen nicht mehr notwendig.

Die AfD fordert die Abschaffung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Hier offenbart sich doch die Ignoranz dieser Partei zum Thema nachhaltige Energieversorgung in der Zukunft. Auch wenn das Öl derzeit billig geworden ist, muss es doch jedem nachdenklichen Menschen einleuchten, dass dies nicht so bleiben wird und die fossilen Energien endlich sind und wir auf Dauer so nicht weitermachen können. Das EEG hat u.a. dafür gesorgt, dass z.B. die Preise für Photovoltaikanlagen heute nur noch ein Viertel dessen kosten wie vor der Einführung. Und das weltweit!

Frau Dr. Baum fordert die Bürger auf, sich bei einem "Sonntagsspaziergang" ein Bild von den unwiederbringlichen Naturzerstörungen zu machen. Ich selbst bin mit dem Rad und zu Fuß sehr viel in der Natur. Ich sehe in einer solchen Anlage eine Form der Energieerzeugung, die im Betrieb keinerlei Rohstoffe benötigt und auch keinerlei Emissionen verursacht. Die angeblichen gesundheitlichen Gefahren (Infraschall, Schallschutz und Schattenwurf) werden jetzt von allen Windkraftgegnern hoch gespielt, obwohl es bei entsprechenden Entfernungen keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse über solche Gesundheitsgefahren gibt. Das gleiche gilt für den Bereich der Wildtiere oder Vögel. Ich bin überzeugt, dass die Gefährdungen nicht höher sind als im alltäglichen Straßenverkehr. Hat schon einmal einer der Windkraftgegner gegen den Neubau einer Straße demonstriert, weil dort vielleicht Tiere zu Tode kommen könnten?

Jede Form der Energieerzeugung ist mit Eingriffen in die Natur verbunden. Durch belastbare Untersuchungen, eine gute Standortwahl und tragbare Kompensationsmaßnahmen können populationsgefährdende Auswirkungen verringert oder sogar vermieden werden. Im Vergleich zur fossilen und atomaren Energieerzeugung sind die Auswirkungen - bei guter Standortwahl - auf die biologische Vielfalt deutlich geringer. Die dumpfen Behauptungen von Frau Dr. Baum können deshalb so einfach nicht hingenommen werden.

Das gleiche gilt im übrigen für ihre zahlreichen unsäglichen Leserbriefen zum Thema Flüchtlinge: Ich bin überzeugt, dass sie damit viele Mitbürger auf ihrer Seite hat. Ich bin aber auch überzeugt, dass es in unserem Land doch noch eine Mehrheit gibt, die sich bewusst ist, zufällig in diese westliche Welt mit all ihrem materiellen Reichtum hineingeboren worden zu sein, und aus diesem Bewusstsein heraus bereit ist, dann auch entsprechende Verantwortung zu übernehmen.

Und noch eines zum Schluss. Wir im Westen sind mit unserer globalen Wirtschaftspolitik, der Nahostpolitik und unseren Waffenlieferungen (Deutschland ist drittgrößter Waffenlieferant der Welt) wohl nicht ganz unschuldig an den aktuellen Zuständen in der Welt.

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