Leserbrief - Zu "Den ländlichen Raum nicht vergessen" (FN, 7. Oktober) / Offener Brief an Professor Dr. Wolfgang Reinhart

"Wo sind die gezielten Fördermaßnahmen?"

Von 
Dietmar Hofmann, Manfred Silberzahn, Volker Weber
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Sehr geehrter Herr Professor Dr. Reinhart, mit größtem Interesse haben wir am 7. Oktober den Bericht über Ihren Besuch in der Redaktion der Fränkischen Nachrichten gelesen.

Es ist einfach bewundernswert, wie Sie sich in dieser "revolutionären Zeit" um unsere Region kümmern. Zum Thema Personennahverkehr lassen Sie durchblicken, dass in absehbarer Zeit eine Regio-Bus-Linie zwischen Buchen und Tauberbischofsheim eingerichtet werden könne.

Mit einem Stundentakt wie zwischen Bad Mergentheim und Künzelsau, mit Förderzusagen des Landes von 50 Prozent. Bedingung: Der Kreistag muss dies nur "wollen".

Die Verbesserung des Schienenverkehrs beschränkt sich in Ihren Vorstellungen auf den Stundentakt von Lauda nach Stuttgart. Sie erkennen richtig, dass dies nur ein kleiner Schritt ist. Bei dem von Ihnen erwähnten "integrierten Gesamtkonzept" bleiben Sie leider im Ungefähren. Wie geht es weiter mit dem ländlichen Raum? Diese Frage stellte kein geringerer als Ihr Fraktionskollege und Minister für den Ländlichen Raum, Peter Hauk, vor knapp einem Jahr in Unterschüpf. Neben vielem anderem nannte er den öffentlichen Nahverkehr als einen Themenschwerpunkt für unsere Region.

Trotzdem erteilte er dem Wunsch nach dem S-Bahn-Lückenschluss zwischen Osterburken und Lauda/Würzburg eine Absage. Wie will er da der Bevölkerungsentwicklung hin zu den Ballungszentren entgegenwirken? Seit über zehn Jahren "zerbricht" sich angeblich der Ausschuss "Ländlicher Raum" darüber den Kopf.

Wo sind die gezielten Fördermaßnahmen um dieser Negativentwicklung entgegenzuwirken? Außer einer kleinen Zeitspanne ist es doch Ihre Partei, die diesen desolaten Zustand zu verantworten hat.

Während am Umpfertal sprichwörtlich der "Zug der Zeit" vorüberrauscht, macht man sich an höchster Stelle im Land Gedanken über die Optik der Regio-Flotte. Statt des alten Logos "3-Löwen-Takt" ist jetzt "bwegt" angesagt. Das Ganze in schwarz-gelber Landesoptik.

Schick und komfortabel ist man nun zwischen Crailsheim beziehungsweise Singen nach Stuttgart unterwegs. Sicher, der Fahrgast muss sich an die barrierefreien, voll klimatisierten Fahrzeuge erst gewöhnen. Ausreichend Fahrradplätze und kostenloses WLan werden laut Verkehrsminister Hermann aber zur Akzeptanz beitragen.

Nach sukzessiver Erneuerung der Bahnsteige der Taubertalbahn in Wertheim, Gamburg, Bronnbach, Tauberbischofsheim und Laudenbach ist derzeit Niklashausen dran. Nicht zu vergessen ist Lauda, das einst als Argument gegen die Reanimation der Odenwaldbahn sprach.

Leider fehlt eine Perspektive für das "ewige Projekt" S-Bahn, von Osterburken nach Würzburg. Obwohl bereits 2011 von Landkreis und Anliegergemeinden finanzielle Beteiligung zugesagt wurde.

Seit über 13 Jahren ist Osterburken mit der Metropolregion Mannheim/Heidelberg mittels der S-Bahn verbunden. Es ist eine wahre Erfolgsgeschichte geworden.

Seitens des Main-Tauber-Kreises bestand jedoch kein Interesse an der S-Bahn. Vielleicht durfte auf höhere Weisung kein Interesse bestehen. Vermutlich durfte diese "lahme" S-Bahn auf dieser Schnellbahntrasse den Güterzügen nicht den Weg versperren.

Was da täglich von Daimler, Porsche und Audi durchs Umpfertal rauscht ist unglaublich. Bei den ganzen Überlegungen kommt uns der vage Verdacht, dass die 1973 erfolgte Abspaltung des ehemals badischen Teils des Main-Tauber-Kreises ein besonderes Ziel verfolgte. Stuttgart errang dadurch die Hoheit über die wichtige Bahnlinie durch das Umpfertal. Handels- und Verkehrswege waren schon immer begehrte Objekte für die Machthaber. War das Umpfertal also die Morgengabe bei dieser Hochzeit?

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Reinhart, wir fordern Sie mit diesem Schreiben auf, zu uns ins Umpfertal zu kommen. Es ist an der Zeit, dass Sie offen legen, was Sie bisher für den Schienenverkehr im Umpfertal getan haben und Sie weiterhin zu tun gedenken. Lassen Sie Ihren Worten nun endlich Taten folgen. Vergessen Sie nicht den ländlichen Raum. In diesem Fall: S-Bahn-Lückenschluss Osterburken - Würzburg!

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