Leserbrief - Zur Gestaltung von Marktplatz und Fußgängerzone

"Die Ansprüche erfüllt?"

Von 
Walter Rincker
Lesedauer: 

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit hat sich die Innenstadt durch die Neugestaltung der Fußgängerzone, des Klosterhofs und des Marktplatzes zu einem einladenden, modernen Ort verwandelt", so zu lesen im Programmheft zur Martinimesse 2017. Worin besteht nun eigentlich das Einladende, das Moderne und das Attraktive der "neuen" Fußgängerzone?

Sicher nicht in der enormen Schmutzanfälligkeit des neuen Belags, der auf zahlreichen Informationsfahrten durch Deutschland von Stadtverwaltung und Gemeinderat sorgfältigst geprüft und schließlich ausgesucht wurde. Das Verlegemuster der hellen, bei Sonne sehr "blendfreudigen" Granitplatten ist beeindruckend. Fast auf 500 Metern durchgehend gleich, ohne jegliche Abwechslung in Farbe, Form und Muster - welch Kreativität. Kann eine solch große, ewig gleiche Fläche wirklich als attraktiv, gemütlich und einladend bezeichnet werden? Sicher, sie ist eben und gut begehbar. Und was noch? Modern?

Graue Sitzgelegenheiten, graue Blumenkübel, graue Beleuchtungselemente, grauer Belag, graue Raster. Die Farbe Grau ist im Moment modern, das ist richtig. Aber passt sie wirklich zu der farbenfrohen, warmen und lebendigen Umgebungsbebauung einer historischen Innenstadt aus dem 17. Und 18. Jahrhundert? Die symbolische und psychologische Wirkung der Farbe Grau ist vielfältig. Unter anderem steht sie für Langeweile, Eintönigkeit, Trostlosigkeit, Kälte, Mangel an Lebendigkeit und Unscheinbarkeit. Wenn man böse wäre, würde man sagen, sie passt perfekt zur derzeitigen Situation in der Innenstadt.

Attraktive, modern gestaltete Innenstädte und Plätze zeichnen sich meiner Meinung dadurch aus, dass sich bestehende, auch historische Bausubstanz- und moderne Projekte in Farbe, Form, Proportionen, Stil und Linienführung gegenseitig in Harmonie ergänzen. Dadurch entsteht eine besondere Atmosphäre, die Menschen anzieht und die Wohlbefinden vermittelt. Erfüllt die "Neugestaltung" nun diese Ansprüche?

Wieder einmal wurde unsere eigentlich sehr schöne, historische Altstadt durch ein "modernes" Bauwerk "aufgewertet". Nahtlos reiht sich die Fußgängerzone, samt Marktplatz und Klosterhof in die Tauberbischofsheimer modernen Baudenkmäler der letzten Jahrzehnte (Gebäude Landratsamt, Gebäude Sparkasse, Hammelkomplex, "Klagemauer" am Wörtplatz) ein. Eigentlich schade, dass die Entscheidungsgremien nicht in der Lage waren, aus diversen, teuer bezahlten Entwürfen und vielen Millionen Euros eine weit über die Grenzen der Stadt hinaus richtungsweisende Innenstadtgestaltung zu verwirklichen. Gelungene Beispiele gibt es eigentlich zuhauf.

Mehr zum Thema

Angebot Deutsche Börse in Frankfurt eröffnet neues Besucherzentrum

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Copyright © 2024 Fränkische Nachrichten