Leserbrief - Zum Ausgang der Oberbürgermeisterwahl in Wertheim und deren Folgen für die CDU-Fraktion

„Das grenzt schon an Realitätsverlust“

Von 
Stefan Kempf
Lesedauer: 

Das desaströse Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl in Wertheim muss sich größtenteils das CDU-Führungsduo Bannwarth und Schlachter auf die Fahne schreiben.

Rücksichtslos untergraben sie meiner Meinung nach die innerparteiliche Demokratie in der CDU. Strategische Entscheidungen, sowohl im Stadtverband als auch in der Gemeinderatsfraktion, werden ausschließlich von ihnen bestimmt. Andere Meinungen wurden und werden nicht wirklich akzeptiert und mit fragwürdigen Methoden bekämpft.

Kritische Mitglieder werden demontiert und „aussortiert“, statt in Gesprächen zu versuchen, einen gemeinsamen Konsens zu finden. Ihr Umgang mit den anderen Fraktionen im Gemeinderat ist teilweise respektlos und gehört sich so nicht in Wertheim. Eine vertrauensvolle und überparteiliche Zusammenarbeit im Gemeinderat ist dadurch nur sehr schwer möglich. Private Nebenkriegsschauplätze und persönliche Interessen sind ihnen wichtiger als das große Ganze.

Sämtliche politische Gremien zu verkleinern, um das Mitspracherecht einzuschränken, ist nur ein Beispiel für ihren autoritären Führungsstil. Dieser schadet nicht nur der CDU, sondern der gesamten Stadt. Seit Jahren kann die CDU nicht ihre eigentlichen Möglichkeiten ausschöpfen und frische Ideen in die Kommunalpolitik einbringen. Das Ergebnis hieraus ist eine stark geschrumpfte und vor allem gespaltene CDU.

Diese Entwicklung ist sehr bedauerlich, sollte man doch in einer Stadt wie Wertheim konstruktiv und überparteilich zusammenarbeiten, um das Beste für Wertheim zu erreichen.

Eine CDU, in der auch wieder offen diskutiert werden darf, ist wichtig für die Entwicklung unserer Stadt und das Wählervertrauen in Zukunft. Es ist schlimm genug, dass sich der CDU-Stadtverband bis heute nicht zu dem Wahldebakel geäußert und dem neuen Oberbürgermeister eine vertrauensvolle Zusammenarbeit angeboten hat.

Aber dass auch in dem persönlichen Interview von dem Fraktionsvorsitzenden Schlachter am Samstag in dieser Zeitung keine Rede von Glückwünschen und Zusammenarbeit war, ist schon sehr bezeichnend. Dies macht mich traurig und erschrocken zu gleich, muss doch auch die CDU-Fraktion in Zukunft mit unserem neuen Oberbürgermeister zusammenarbeiten.

Statt Fehler im eigenen Handeln einzuräumen, wird stattdessen der Wähler in Frage gestellt, der die Leistungen in der Vergangenheit nicht zu schätzen weiß. Das grenzt schon an Realitätsverlust. Zwei Drittel der Wähler sind mit der aktuellen Politik unzufrieden. Dies musste CDU-Kandidat Wolfgang Stein leider am eigenen Leib erfahren. Hierauf gilt es, besonders mit Blick auf die Kommunalwahl im Mai, zu reagieren.

Die logische Konsequenz wäre ein Rücktritt von dem Parteivorsitzenden Michael Bannwarth und dem Fraktionsvorsitzenden Udo Schlachter.

Außerdem beantrage ich eine außerordentliche Mitgliederversammlung, bei der die Vertrauensfrage an das Führungsduo gestellt werden muss.

Hierbei gilt es, die CDU aufzufrischen und für die Kommunalwahl neu aufzustellen. Im aktuellen Zustand befürchte ich, die CDU verliert nicht nur die Regierung, wie eben mit dem verlorenen OB-Posten schon geschehen, sondern sogar den Status der größten Fraktion in Wertheim. Ist das etwa Ihr Ziel? Herr Schlachter, Herr Bannwarth, treten Sie zurück.

Copyright © 2024 Fränkische Nachrichten