Leserbrief - Zu „Kulturelles Erbe in der Region sichern“ (FN, 20. März)

Wahlkampfrede war ausschlaggebend

Von 
Erich Langguth
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Nach dem Ankauf der drei fürstlichen Archive 1975 war die staatliche Archivverwaltung entschlossen, sie in das für unsere Region damals zuständige Generallandesarchiv Karlsruhe zu verlagern. Repertorien (Findbücher) und Siegelurkunden wurden bereits dorthin verbracht.

Ein Kommando der Bundesluftwaffe erkundete vor Ort zudem die Kapazitäten, um die Zahl der erforderlichen LKWs für den Transport festzustellen.

Der Öffentlichkeit blieben diese Vorgänge so gut wie unbekannt, und es rührte sich keine Hand. In dieser trostlosen Situation wandte ich mich an meinen Neffen, den verstorbenen späteren Prof. Dr. Gerd Langguth, damals als Bundesvorsitzender des RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) im Bundespräsidium der CDU, mit der Bitte, die Angelegenheit Ministerpräsident Filbinger zu unterbreiten. Das Erhoffte trat ein.

Als Filbinger zur Vorbereitung der Landtagswahl vom 4. April 1976 eine Wahlkampfrede in Bestenheid hielt, äußerte er die Überzeugung, die Wertheimer Archive sollten in der „angestammten Landschaft“ bleiben. Die Archivverwaltung musste klein beigeben, suchte nichtsdestoweniger aber den Standort Wertheim als unrealisierbar weiterhin zu verhindern.

Ihr Chef, Dr. Günther Haselier, bezeichnete nach eingehenden Untersuchungen die Hofhaltung Mühlenstraße als räumlich und technisch völlig unzureichend. Vor allem sei kein Aufzug unterzubringen. Da ich alte Pläne kannte, wonach Fürst Carl Thomas im 18. Jahrhundert einen Flügel zur Tauber hin errichten wollte, fand ich bei Oberbürgermeister Scheuermann ein offenes Ohr und schlug ihm die Errichtung eines Westflügels vor. Die Wirkung war verblüffend. Als Dr. Haselier diese Variante unterbreitet wurde, schwenkte er enthusiastisch um. Konnte er doch nun die Umsetzung eines archivtechnischen Neubaus – was in Deutschland damals Modellcharakter hatte – mitgestalten. Die Folge war, dass das Staatsarchiv Wertheim am 1. Januar 1978 Wirklichkeit wurde.

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