Zum Thema: 2 - Change Reform oder Flop?

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Das Konzept von "Change , der Verwaltungsreform von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, sieht "MM"-Leser Klaus Brückner kritisch.

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Zehn Millionen Euro hat sie schon gekostet, die angebliche Zauberformel für eine moderne Verwaltung mit dem geheimnisvollen Namen "Change2" auf gut deutsch "Wandel im Quadrat". Seit 2008 wird an der Reform gearbeitet, dem vielversprechenden Schlüssel für eine moderne Verwaltung, mit dem sich Mannheim auch mit seiner Verwaltung nicht nur an die deutsche, sondern gleich an die europäische Spitze katapultieren will.

Was hat die Reform bisher nach mehr als fünf Jahren Einführungszeit außer den exorbitanten Kosten bewirkt? Ist die Effizienz der Verwaltung messbar gestiegen? Ist der Service für den Bürger liebenswerter, kundenfreundlicher, besser geworden,? Wurde die Infrastruktur der Stadt verbessert, konnte der dringendste Investitionsstau reduziert oder zumindest der Anstieg verlangsamt werden? Konnten vielleicht sogar irgendwelche Kosten der Verwaltung reduziert werden, oder sind, was am wichtigsten gewesen wäre, die immensen Schulden der Stadt, gemessen an diesem riesigen Aufwand, spürbar gesunken?

Ein Irrweg

Leider nein, ganz im Gegenteil. "Change2" ist bestenfalls ein laues Lüftchen, ein Sturm im Wasserglas, ein bisher nutzloser, eher kontraproduktiver Aktionismus! Und das hat Gründe. Das Konzept ist von Anfang an ein Irrweg. Man muss sich den Kern des Konzeptes einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Die Verwaltung soll, folgt man dem neuen Konzept, zunächst Ziele definieren und dann Maßnahmen zu Realisation der Ziele ergreifen. Angeblich, so wird behauptet, war die Abwicklung früher genau umgekehrt. Hat die Verwaltung in der Vergangenheit tatsächlich zunächst Maßnahmen ergriffen und dann abgewartet und gehofft, dass irgendetwas Sinnvolles, Positives herauskommt. Unvorstellbar!

In aller Bescheidenheit, für wie dilettantisch hält die Politik den Bürger eigentlich? Nein auch früher wurden zunächst Ziele definiert und dann Maßnahmen ergriffen. Im Übrigen gilt ganz grundsätzlich, die Verwaltung ist für die Bürger da und nicht umgekehrt. Entscheidungen trifft die Politik als verlängerter Arm der Bürger. Die Verwaltung ist reiner Erfüllungsgehilfe der Politik und damit der Bürger. Auf keinen Fall darf die Verwaltung unabhängiger und selbstständiger Teilnehmer an der Kommunalpolitik sein.

Nein, da wird uns Bürger wieder einmal ein zahnloser Tiger als Allzweckwaffe, als revolutionäres Instrument der Kommunalpolitik verkauft, ein Umdenkungsprozess und ein Kulturwandel mit gar wundervollen Zukunftsperspektiven suggeriert. Am Ende, da bin ich mir ziemliche sicher, wird diese Wunderwaffe nur eines bewirken, Frustration und Demotivation bei den Mitarbeitern. Sie müssen sich in der Öffentlichkeit zu etwas bekennen, was sie nicht verstanden haben.

Kleiner Trost: Außer dem OB und einigen seiner Beratern hat das niemand verstanden. Wäre das Konzept tatsächlich ein Erfolgsrezept, hätten sich zumindest in Deutschland die meisten Kommunen angeschlossen. Dass in Mannheim praktisch nur Prof. Weitzel von der ML dieses substanzlose Konzept durchschaut hat, reicht ihm zur Ehre und wirft einen Schatten auf die Kompetenz seiner Mitstreiter. Offensichtlich befindet sich ein Großteil unserer Politiker im kollektiven Höhenrausch, zunehmend begleitet von Realitätsverlust. Ich halte es deshalb mit dem französischen Philosophen und Widerstandskämpfer, Stephane Hessel, der uns Bürgern empfiehlt: "Empört Euch"! Ich ergänze diesen Appell mit der Aufforderung endlich zu Realismus und Vernunft zurückzukehren. Die Kommunalwahl im Mai 2014 lässt grüßen!

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Veröffentlicht
Kommentar von
Diana Zinkler
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